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Zur Kalenderfrage

Autor: Archimandrit Justin (Rauer)

„Gott sprach: Es sollen Lichter werden am Firmament des Himmels zum Lichtschein auf der Erde, zu scheiden zwischen Tag und Nacht. Sie seien zu Zeichen und zu Zeiten, zu Tagen und zu Jahren, sie seien zum Lichtschein am Firmament des Himmels, damit sie scheinen auf der Erde. Und es ward so. Und Gott schuf die zwei großen Lichter, das große Licht zum Fürsten des Tages und das kleinere Licht zum Fürsten der Nacht und die Sterne. Und Gott setzte sie ins Firmament des Himmels, damit sie scheinen auf der Erde, damit sie Fürsten des Tages und der Nacht seien und scheiden zwischen Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Es ward Abend und es ward Morgen, vierter Tag.“ (Gen 1,14-19)

Die Sonne

Ein tropisches Jahr, auch Sonnenjahr genannt, wird definiert als der Zeitraum, in dem die Erde einmal komplett die Sonne umkreist. Es wird meist als die Zeitspanne von einer Frühlings-Tagundnachtgleiche zur nächsten gemessen.

Länge der tropischen Jahre 2010-2030;

Zeitspanne zwischen März-Tagundnachtgleiche:

 

Tage

Stunden

Minuten

Sekunden

März 2010 – März 2011

365

5

48

23

März 2011 – März 2012

365

5

53

56

März 2012 – März 2013

365

5

47

22

März 2013 – März 2014

365

5

55

14

März 2014 – März 2015

365

5

48

2

März 2015 – März 2016

365

5

44

56

März 2016 – März 2017

365

5

58

36

März 2017 – März 2018

365

5

46

41

März 2018 – März 2019

365

5

43

12

März 2019 – März 2020

365

5

51

4

März 2020 – März 2021

365

5

47

55

März 2021 – März 2022

365

5

55

54

März 2022 – März 2023

365

5

50

55

März 2023 – März 2024

365

5

42

8

März 2024 – März 2025

365

5

54

53

März 2025 – März 2026

365

5

44

39

März 2026 – März 2027

365

5

38

39

März 2027 – März 2028

365

5

52

27

März 2028 – März 2029

365

5

44

57

März 2029 – März 2030

365

5

49

56

Die durchschnittliche Länge eines tropischen Jahres beträgt also etwa 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden – oder 365,24219 Tage.

Da es aber für das tägliche Leben notwendig ist, das Jahr in gleiche Zeitabschnitte einzuteilen, muss dieses Problem durch das Einfügen von Schaltjahren gelöst werden.

Der Unterschied zwischen dem Julianischen und dem Gregorianischen Kalender besteht darin, wie man dieses Problem löst. Der Julianische Kalender tut dies, indem er alle vier Jahre einen Schalttag vorsieht. Damit ist aber das Julianische Kalenderjahr um 11 Minuten und 14 Sekunden länger als der wirkliche Erdumlauf um die Sonne. Dies wirkt sich so aus, dass die astronomischen Gegebenheiten und die kalendarische Berechnung im Mittel nach 128 Jahren um einen Tag differieren. Die wirkliche Tagundnachtgleiche z.B. liegt dann soundsoviel Tage früher als der Kalender angibt.

Der Gregorianische Kalender versuchte dies zu korrigieren, indem er das durchschnittliche Kalenderjahr verkürzte. Die Regel, die er dazu einführte, war die, dass - abweichend von der Schaltregel des Julianischen Kalenders - diejenigen Jahre keinen Schalttag haben, deren Zahl sich zwar ohne Rest durch 100, nicht aber durch 400 teilen lässt. Mit dieser geringeren Zahl an Schaltjahren kommt der Gregorianische Kalender der astronomischen Wirklichkeit näher als der Julianische, obwohl auch er nicht exakt ist: Die Differenz zwischen den astronomischen Gegebenheiten zum Kalenderdatum beträgt hier nur 26 Sekunden. Um zu einer Differenz von einem Tag zu kommen, dauert es also 3600 Jahre. Zur Zeit geht der Julianische Kalender gegenüber dem Gregorianischen um 13 Tage nach, im Jahr 2100 werden es 14 Tage sein.

Auf diese Weise konnte der gottselige Justin von Čelije am 6. April 1894 geboren werden, am 7. April 1979 zum Herrn hinüberscheiden, und beides geschah am Tag der Verkündigung der allheiligen Gottesgebärerin.

Archimandrit Justin (Rauer)
Archimandrit Justin (Rauer)

Als 1923 das griechische Parlament den Gregorianischen Kalender einführte, kam es zu einem Konflikt zwischen der orthodoxen Kirche und dem Staat. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde im Mai 1923 ein panorthodoxer Kongress einberufen, der den Julianischen Kalender revidierte, um zu einer größeren astronomischen Genauigkeit zu gelangen. Nach diesem so genannten Melitianischen Kalender ist das Jahr nur 2 Sekunden länger als das astronomische Sonnenjahr. Eine Abweichung von einem Tag tritt erst in ca. 45000 Jahren auf. Außerdem beziehen sich die Berechnungen auf Jerusalem statt auf Greenwich. Damit ist dieser Kalender bisher der genaueste. Seine Einführung führte allerdings zur bekannten Kalender-Spaltung innerhalb der orthodoxen Kirchen.

Bislang gilt festzuhalten: Die Sonne tut uns keinen Gefallen. Würde ein Sonnenjahr 365,25 Tage dauern, wäre die Kalenderfrage durch die Einführung eines Schaltjahres alle vier Jahre einfach zu lösen. Stattdessen sind wir mit der Realität von 365,24219 Tagen konfrontiert.

Der Mond

Als Mondbahn wird die genähert elliptische Umlaufbahn des Mondes um die Erde bezeichnet. Eine exakte Keplerellipse wäre nur zu erwarten, wenn lediglich die Anziehungskraft einer kugelförmigen Erde auf den Mond wirken würde.

Die als Bahnstörungen bezeichneten Abweichungen werden vor allem von der Anziehung durch die Sonne verursacht. Den nächstgrößten Einfluss hat die Erdabplattung, gefolgt von den Anziehungskräften der übrigen Planeten.

Die durchschnittliche Länge eines tropischen Monats beträgt etwa 27 Tage, 7 Stunden, 43 Minuten und 4,7 Sekunden – oder 27,321582 Tage.

Die mathematische Komplexität der Berechnung dieser Einflüsse erwies sich als so groß, dass dies zu hervorragenden Innovationen in der Mathematik geführt hat. Eine Lösung aller Unbekannten in der Gleichung wurde erst vor rund 100 Jahren herbeigeführt.

Der Mond tut uns noch viel weniger einen Gefallen als die Sonne. 

Aus dem Neuen Testament nun geht – wie wir alle wissen – hervor, dass der Tod und die Auferstehung Jesu mit dem jüdischen Pas’chafest in Verbindung stehen. Nach den Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas war das letzte Abendmahl Jesu ein Pas’chamahl. Nach dem Evangelisten Johannes starb Jesus am Tag des Pas’chafestes. Das jüdische Pas’chafest aber wurde damals nach biblischer Bestimmung am „14. Tag des ersten Monats“ (vgl. Lev 23,5; Num 28, 16; Jos 5,11) gefeiert. Die jüdischen Monate begannen jeweils bei Neumond, d.h. der 14. Tag war dann der Tag des Vollmondes. Der erste Monat hieß Nisan als derjenige Monat, der mit dem Frühlingsneumond beginnt. Mit anderen Worten: das Pas’chafest wurde am ersten Vollmond nach der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gefeiert und war damit ein veränderliches Fest.

Wie aus frühen Quellen hervorgeht, hatte dies zur Folge, dass in verschiedenen Regionen die Christen ihr Osterfest zu unterschiedlichen Terminen feierten. Bereits am Ende des 2. Jh. gab es Kirchen, die Ostern am Tag des jüdischen Pas’chafestes feierten, unabhängig ob dies ein Sonntag war oder nicht, während andere es am darauf folgenden Sonntag feierten. Am Ende des 4. Jh. gab es vier verschiedene Methoden, das Osterdatum zu berechnen. In dieser Situation versuchte das Konzil von Nizäa im Jahr 325 eine einheitliche Lösung festzulegen, die die Verbindung mit dem Termin des Pas’chafestes wie es zur Zeit Jesu gefeiert wurde, beibehielt. Damit wurde endgültig der Ostertermin als veränderliches Datum festgelegt.

Das Konzil von Nizäa stellte im Jahr 325 für die Berechnung des Osterdatums die Regel auf, dass Ostern am ersten Sonntag nach dem Vollmond, der auf die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche folgt, gefeiert wird.

In der ersten Phase der Frage nach dem Osterdatum ging es hauptsächlich um die Rechtmäßigkeit der Feier des Osterfestes an einem Wochentag. Wir lesen bei Eusebius (Kirchengeschichte V.23): „Zu jener Zeit [d.h. zur Zeit Papst Viktors, um 190 n. Chr.] entstand eine Frage von nicht geringer Bedeutung. Die Diözesen ganz Asiens vertraten aufgrund einer älteren Tradition die Ansicht, dass der vierzehnte Tag des Mondes, an dem die Juden das Lamm zu opfern hatten, stets als Fest des lebensspendenden Osterfestes [epi tes tou soteriou Pascha heortes] begangen werden sollte, und behaupteten, dass das Fasten an diesem Tag enden müsse, ganz gleich, welcher Wochentag es sei. Die Kirchen in der übrigen Welt beendeten das Fasten jedoch nicht an diesem Tag, sondern hielten sich an die seit der apostolischen Tradition bis heute gültige Praxis, das Fasten an keinem anderen Tag als dem Tag der Auferstehung unseres Erlösers zu beenden. Aus diesem Grund wurden Synoden und Bischofsversammlungen abgehalten, und alle verfassten einmütig durch gegenseitige Korrespondenz ein kirchliches Dekret, dass das Geheimnis der Auferstehung des Herrn an keinem anderen Tag als dem Sonntag gefeiert werden sollte und dass wir das Ende des Osterfastens nur an diesem Tag beobachten sollten“. Diese Worte des Autors der Kirchengeschichte, gefolgt von einigen Auszügen aus (umstrittenen) Briefen jener Zeit, sagen uns fast alles, was wir über die Oster-Kontroverse in ihrer ersten Phase wissen.

Unter den soeben erwähnten Auszügen ist auch ein Brief des heiligen Irenäus, und dieser zeigt, dass die unterschiedlichen Praktiken in Bezug auf Ostern mindestens seit der Zeit von Papst Sixtus (um 120) bestanden. Außerdem berichtet Irenäus, dass der heilige Polykarp, der wie die anderen Asiaten Ostern am vierzehnten Tag des Mondes feierte, welcher Wochentag das auch immer sein mochte, und damit der Tradition folgte, die er vom heiligen Apostel Johannes abgeleitet zu haben behauptete, um 150 wegen eben dieser Frage nach Rom kam, aber von Papst Anicetus nicht dazu gebracht werden konnte, seine quartodezimanische (14er) Observanz aufzugeben. Dennoch wurde er nicht von der Gemeinschaft mit der römischen Kirche ausgeschlossen, und der heilige Irenäus verurteilt zwar die quartodezimanische Praxis, wirft aber Papst Viktor (um 189-99) vor, die Asiaten zu schnell exkommuniziert zu haben und nicht der Mäßigung seiner Vorgänger gefolgt zu sein. Die Frage, die hier erörtert wurde, war also in erster Linie, ob Ostern an einem Sonntag gefeiert werden sollte oder ob die Christen den heiligen Tag der Juden, den vierzehnten Nisan, einhalten sollten, der an jedem beliebigen Tag der Woche stattfinden konnte. Diejenigen, die Ostern mit den Juden feierten, wurden Quartodekimane oder Terountes (Observanten) genannt; aber selbst zur Zeit Papst Viktors reichte dieser Brauch kaum über die Kirchen Kleinasiens hinaus. Nach den strengen Maßnahmen des Papstes scheinen die Quartodekimaner allmählich verschwunden zu sein. Origenes scheint sie in den „Philosophumena“ (VIII, xviii) als eine bloße Handvoll falsch denkender Nonkonformisten zu betrachten.

Die zweite Etappe der Osterkontroverse dreht sich um das Konzil von Nizäa (325 n. Chr.). Zwar wurde anerkannt, dass das große Osterfest immer an einem Sonntag stattfinden und nicht mit einer bestimmten Mondphase zusammenfallen sollte, die an jedem beliebigen Wochentag auftreten konnte, doch entstand ein neuer Streit über die Festlegung des Sonntags selbst. Der Text des Dekrets des Konzils von Nizäa, das die Schwierigkeit löste oder zumindest eine endgültige Lösung andeutete, ist uns nicht erhalten geblieben, aber wir haben ein wichtiges Dokument in Eusebius' „Leben Konstantins“ (III, xviii sq.). Der Kaiser selbst schreibt nach dem Konzil von Nicäa an die Kirchen und fordert sie auf, die Beschlüsse des Konzils anzunehmen, und sagt unter anderem: „Als die Frage nach dem heiligen Osterfest aufkam, hielt man es allgemein für zweckmäßig, dass alle das Fest an einem Tag feiern; denn was könnte schöner und wünschenswerter sein, als dass dieses Fest, durch das wir die Hoffnung der Unsterblichkeit empfangen, von allen einmütig und auf dieselbe Weise gefeiert würde? Es wurde als besonders unwürdig für dieses heiligste aller Feste erklärt, dem Brauch [der Berechnung] der Juden zu folgen, die ihre Hände mit den schrecklichsten Verbrechen beschmutzt hatten und deren Verstand verblendet war. Indem wir ihren Brauch verwerfen, können wir unseren Nachkommen die rechtmäßige Art und Weise der Osterfeier überliefern, die wir seit der Passion des Erlösers bis zum heutigen Tag [nach dem Wochentag] eingehalten haben. Wir sollen also mit den Juden nichts gemein haben, denn der Heiland hat uns einen anderen Weg gezeigt; unser Gottesdienst folgt einem rechtmäßigeren und zweckmäßigeren Weg [der Ordnung der Wochentage]; und indem wir diesen Weg einmütig annehmen, wollen wir, liebe Brüder, uns von der verabscheuungswürdigen Gesellschaft der Juden trennen, denn es ist wahrlich beschämend für uns, sie sich rühmen zu hören, dass wir ohne ihre Anweisung dieses Fest nicht halten könnten.“ Aus diesem und anderen, hier nicht näher spezifizierbaren Hinweisen (vgl. z.B. Eusebius, „De Pas’chate“) erfahren wir, dass der Streit nun zwischen den Christen Syriens und Mesopotamiens und dem Rest der Welt lag.

Es sei daran erinnert, dass es heute viele Leute gibt, die annehmen, dass das Osterfest der Christen erst gefeiert werden kann, nachdem die Juden ihr Pessach vollendet haben. Im Sendschreiben des hl. Konstantin wird jedoch auf die Trennung der Christen von den Juden hingewiesen, weshalb diese keine Rolle für die Bestimmung des christlichen Ostertermins spielen können. Und das wurde auch über 400 weitere Jahre lang so gehalten. Man hat sich in der Kirche überhaupt nicht dafür interessiert, wann das jüdische Pessachfest war, nur in einer bestimmten Beziehung, von der später die Rede sein wird.

Die bedeutende Kirche von Antiochia war für ihr Osterfest noch immer vom jüdischen Kalender abhängig. Die syrischen Christen feierten ihr Osterfest immer an dem Sonntag, nachdem die Juden ihr Osterfest gefeiert hatten. In Alexandria hingegen, und anscheinend auch im übrigen Römischen Reich, berechneten die Christen den Zeitpunkt des Osterfestes selbst und nahmen keine Rücksicht auf das jüdische Pas’cha. Auf diese Weise stimmten das Osterdatum in Alexandria und Antiochia nicht immer überein; denn die Juden, von denen Antiochia abhing, wandten sehr willkürliche Methoden an, um embolische Monate einzuschieben, bevor sie Nisan, den ersten Frühlingsmonat, feierten, an dessen vierzehntem Tag das Osterlamm geschlachtet wurde. Insbesondere erfahren wir, dass sie das Gesetz, dass der vierzehnte Nisan nie vor der Tagundnachtgleiche liegen darf, vernachlässigt hatten (oder zumindest erklärten die Christen in Rom und Alexandria, dass sie es vernachlässigten). So beklagt Konstantin in dem oben zitierten Brief mit Entsetzen, dass die Juden manchmal zwei Pes’ach-Feste in einem Jahr feierten, was bedeutet, dass manchmal zwei Pessachs zwischen einer Tagundnachtgleiche und der nächsten lagen.

Die Alexandriner hingegen akzeptierten als ersten Grundsatz, dass der Sonntag, der als Ostertag gehalten werden sollte, notwendigerweise nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche liegen musste, die damals mit dem 21. März des julianischen Jahres identifiziert wurde. Dies war die Hauptschwierigkeit, die auf dem Konzil von Nizäa entschieden wurde. Selbst unter den Christen, die Ostern selbst berechneten, hatte es erhebliche Abweichungen gegeben (teilweise aufgrund einer abweichenden Berechnung des Datums der Tagundnachtgleiche), und erst im Jahr 314 wurde auf dem Konzil von Arles festgelegt, dass Ostern in Zukunft „uno die et uno tempore per omnem orbem“ (zu einem Tag und zu einer Zeit für den gesamten Erdkreis) gehalten werden sollte, und dass der Papst zur Sicherung dieser Einheitlichkeit Briefe an alle Kirchen senden sollte. Das Konzil von Nizäa scheint den hier festgelegten Grundsatz noch erweitert zu haben. Wie bereits erwähnt, kennen wir den genauen Wortlaut nicht, aber wir können aus verstreuten Notizen sicher schließen, dass das Konzil entschied:

  • dass das Osterfest in der ganzen Welt am selben Sonntag gefeiert werden muss;

  • dass dieser Sonntag auf den vierzehnten Tag des Ostermondes folgen muss;

  • dass dieser Mond als Ostermond zu betrachten sei, dessen vierzehnter Tag auf die Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt;

  • dass irgendeine Vorkehrung getroffen werden sollte, wahrscheinlich von der Kirche von Alexandria, die am besten in astronomischen Berechnungen bewandert war, um das richtige Datum von Ostern zu bestimmen und es der übrigen Welt mitzuteilen (siehe St. Leo an den Kaiser Marcian in Migne, P.L., LIV, 1055).

Diese Entscheidung des Konzils von Nizäa hat nicht alle Schwierigkeiten beseitigt und auch nicht sofort allgemeine Akzeptanz bei den Syrern gefunden. Aber nach dem stark formulierten Kanon I des Konzils von Antiochien (341 n. Chr) sowie nach der Sprache der Apostolischen Konstitutionen und Kanones zu urteilen, arbeiteten die syrischen Bischöfe loyal an der Umsetzung der Entscheidung des Konzils von Nizäa mit. In Rom und Alexandria war der Mondzyklus, nach dem das Osterfest bestimmt wurde, nicht einheitlich. Rom nahm nach dem hundertzwölfjährigen Zyklus des Hippolytus einen vierundachtzigjährigen Zyklus an, aber keiner von beiden lieferte zufriedenstellende Ergebnisse. Alexandria hielt sich an den genaueren Neunzehnjahreszyklus von Meton. Die jüngsten Forschungen scheinen jedoch eindeutig zu belegen, dass die Mondzyklen nie mehr waren als ein Hilfsmittel zur Bestimmung des korrekten Osterdatums und dass dort, wo die Berechnungen Roms und Alexandrias zu unterschiedlichen Ergebnissen führten, auf beiden Seiten Kompromisse geschlossen wurden, so dass die endgültige Entscheidung immer bei der anerkannten kirchlichen Autorität lag.

Dies sind die Fakten des Osterstreits, die nun allgemein anerkannt sind. Viele andere Details haben einen wichtigen Einfluss auf den Fall, sind aber eher Gegenstand von Vermutungen. Da ist zum Beispiel der verwirrende Zweifel, ob die Kreuzigung Christi am vierzehnten oder am fünfzehnten Nisan stattfand. Die Synoptiker scheinen das letztere, Johannes das erstere Datum zu bevorzugen. Es liegt auf der Hand, dass sich je nach der Antwort auf diese Frage auch die Lage des frühestmöglichen Ostersonntags im Mondmonat ändern würde. Auch hier stellt sich das von modernen Gelehrten viel diskutierte Problem, ob das Osterfest, dessen die frühen Christen gedenken wollten, in erster Linie die Passion oder die Auferstehung Christi war. Auch in diesem Punkt lassen unsere Daten keine eindeutige Antwort zu.

Selbst wir haben diese Verwirrung in unserem Sprachgebrauch und in den Anweisungen des Typikons. Im Kalender beispielsweise, der von der Deutschen Diözese der ROKA herausgegeben wird, wird der Ostersonntag als Pas’cha bezeichnet. Am Thomassonntag steht aber: zweiter Sonntag nach Pas’cha. Wie kann innerhalb einer Woche ein ganzer Sonntag verschwunden sein? Das Evangelium und das Apostelbuch nennen den Ostersonntag nicht Pas’cha, sondern sie nennen ihn den ersten Sonntag nach Pas’cha. Die Frage ist: Was ist Pas’cha, die Passion oder die Auferstehung?

Es ist stark behauptet worden, dass die Autoren der ersten beiden Jahrhunderte, die vom Osterfest sprechen, immer das Pas’cha staurosimon, den Tag der Kreuzigung, vor Augen hatten, an dem Jesus Christus selbst als Opfer, das Gegenbild des jüdischen Osterlammes, dargebracht wurde. Befürworter dieser Ansicht meinen, dass die Auferstehung durch den wöchentlichen Sonntag, an dem die Nachtwache abgehalten und die Liturgie am Morgen gefeiert wurde, hinreichend gewürdigt worden sei. Auf jeden Fall muss man zugeben, dass es im Neuen Testament zwar eine eindeutige Erwähnung der Einhaltung des Sonntags oder des „Tages des Herrn“ gibt, aber keine schlüssigen Beweise dafür, dass im ersten Jahrhundert oder später das Osterfest als Fest gefeiert wurde. Einige neigen zu der Ansicht, dass das christliche Osterfest zuerst als Bezeichnung für das große Osterfasten auftaucht, das, wie wir von Irenäus erfahren, in der nachapostolischen Zeit sehr unterschiedlich begangen wurde.

Eine andere Klasse von obskuren und ziemlich komplizierten Fragen, über die es schwierig ist, etwas Eindeutiges zu sagen, betrifft die Grenzen der Osterzeit, wie sie von den römischen Berechnungen festgelegt wurden, bevor die Tafeln des hl. Dionysius Exiguus (aus Skythia Minor; + ~540 n.Chr. Rom) und der metonische Zyklus (nach dem Astronomen Meton; 5. Jhd v. Chr. Athen) dort im Jahr 525 endgültig angenommen wurden. Nach diesem System konnte der Ostertag zwischen dem vierzehnten und dem zwanzigsten Tag des Ostermondes liegen; und obwohl dies impliziert, dass Ostern, wenn es auf den vierzehnten Tag fiel, mit dem jüdischen Osterfest zusammenfiel, ließ die römische Kirche, die ihren vierundachtzigjährigen Zyklus einhielt, dies eine gewisse Zeit zu. Sicher ist, dass die Daten der supputatio Romana nicht immer mit denen von Alexandria übereinstimmten, und insbesondere scheint es, dass Rom, das den 22. März als frühestes mögliches Osterdatum ablehnte, nur den 23. zuließ, während andererseits der 21. April das späteste mögliche Datum nach dem römischen System war. Dies führte manchmal zu einer Sackgasse, die nur durch die Annahme der alexandrinischen Lösung überwunden werden konnte. Andere Berechnungen ließen Ostern auf die Zeit zwischen dem fünfzehnten und dem einundzwanzigsten Tag des Ostermondes fallen, andere zwischen dem sechzehnten und dem zweiundzwanzigsten.

Und die Kirche war „darauf bedacht, die Einheit zu wahren im Geist durch das Band des Friedens“ (Eph 4,3); sie hat den Frieden gewählt und Kompromisse geschlossen, obwohl gar keine wirkliche Einigkeit in der Frage gegeben war.

Was vielleicht am wichtigsten ist, sowohl bei der im Jahr 525 angenommenen Lösung als auch bei derjenigen, die offiziell bei der Reform des Kalenders durch Gregor XIII. vorgeschlagen wurde, ist die Tatsache, dass die Kirche stets die Auffassung vertrat, dass die Bestimmung des Osterfestes in erster Linie eine Angelegenheit der kirchlichen Disziplin und nicht der astronomischen Wissenschaft ist. Wie Professor De Morgan schon vor langer Zeit klar erkannt hat, ist der Mond, nach dem Ostern berechnet wird, nicht der Mond am Himmel und auch nicht der mittlere Mond, d.h. ein Mond, der sich mit der durchschnittlichen Bewegung des wirklichen Mondes bewegt, sondern einfach der Mond des Kalenders. Dieser Kalendermond ist zwar eine Fiktion, die nur wenig von den tatsächlichen astronomischen Gegebenheiten abweicht, aber durch die Befolgung der einfachen Regel, die für die Abhängigkeit des Osterfestes vom Kalendermond gegeben ist, wird die Einheitlichkeit für alle Länder der Welt gesichert. Nach dieser Regel ist der Ostersonntag der erste Sonntag, der nach dem ersten Vollmond (oder genauer nach dem ersten vierzehnten Mondtag) nach dem 21. März liegt. Folglich ist das frühestmögliche Osterdatum der 22. März, das späteste der 25. April.

Die Daten des Vollmonds und der März-Tagundnachtgleiche, die zur Berechnung von Ostern verwendet werden, sind nicht die astronomischen Daten dieser Ereignisse, sondern die kirchlichen Daten.

Die astronomischen Daten des Vollmonds und der März-Tagundnachtgleiche sind die tatsächlichen, wissenschaftlich ermittelten Daten dieser Ereignisse. Die Tagundnachtgleiche beispielsweise findet genau dann statt, wenn die Sonne den Äquator der Erde überquert, wenn Tag und Nacht ungefähr gleich lang sind. In ähnlicher Weise tritt der Vollmond ein, wenn der Mond den höchsten Stand der Beleuchtung durch die Sonne erreicht.

Die kirchlichen Daten des Vollmonds und der März-Tagundnachtgleiche sind die von der christlichen Kirche verwendeten Daten. Sie wurden vor langer Zeit festgelegt, um die Berechnung des Osterdatums zu erleichtern, was bedeutet, dass sie von den astronomischen Daten dieser Ereignisse abweichen können.

Im Jahr 325 n. Chr. wurde ein Vollmondkalender erstellt, der nicht alle Faktoren der Mondbewegung berücksichtigte, die wir heute kennen. Die christliche Kirche folgt immer noch diesem Kalender, was bedeutet, dass das Datum des kirchlichen Vollmonds ein oder zwei Tage vom Datum des astronomischen Vollmonds abweichen kann.

Außerdem ändert sich das astronomische Datum der Tagundnachtgleiche im Laufe der Zeit, aber die Kirche hat dieses Ereignis in ihrem Kalender auf den 21. März festgelegt. Das bedeutet, dass das kirchliche Datum der Tagundnachtgleiche immer der 21. März sein wird, auch wenn das astronomische Datum der 19. oder 20. März ist.

Der jüdische Kalender

Der jüdische Kalender richtet sich nach einem sogenannten Lunisolarjahr (Mond-Sonne-Jahr). Der Beginn des Kalenders geht im Vergleich zum gregorianischen Kalender auf das Jahr 3761 vor der gängigen Zeitrechnung zurück. Somit findet sich der jüdische Kalender bereits im sechsten Jahrtausend. Den Beginn des jüdischen Jahres markiert der Monat Tischri, der jeweils auf September oder Oktober fällt. Das neue Jahr wird jeweils mit dem Neujahrsfest Rosch Haschana eingeläutet.

Der jüdische Kalender unterscheidet sich in diversen Aspekten vom gregorianischen Kalender. So beginnt der Tag im jüdischen Kalender nicht um Mitternacht, sondern bereits bei Einbruch der Dunkelheit und endet am nächsten Tag zum gleichen Zeitpunkt. Im sogenannten Lunisolarjahr werden die Monate nach dem Mond berechnet, während das Jahr dem Sonnenrhythmus folgt. Die jüdischen Monate beginnen darum immer mit Neumond. Dem Umlauf des Mondes entsprechend ist ein jüdischer Monat jeweils nur 29 oder 30 Tage lang. Das Mondjahr ist somit gut zehn Tage kürzer als ein Sonnenjahr mit 365 Tagen. Um diese Differenz zu umgehen, gibt es ca. alle drei Jahre ein Schaltjahr (Adar I vor dem 6. Monat Adar, dann Adar II genannt) mit 13 Mondmonaten. Wegen dieser Unterschiede zwischen dem gregorianischen und jüdischen Kalender verschieben sich die Tage beziehungsweise Daten ständig.

Am 15. Nisan wird das Pessachfest gefeiert (Ez 45, 21 aber anders: Am 14. Tag des ersten Monats sollt ihr das Pas’cha feiern, ein Fest von sieben Tagen. Da soll man ungesäuerte Brote essen), spätestens seit dem 10. Jahrhundert unabhängig vom tatsächlichen Vollmond. Es kommt immer wieder vor, dass das jüdische Schaltjahr das Pessachfest so weit in den April verschiebt, dass ein zweiter Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche vor dem Sonntag nach dem Pessachfest erscheint. Dies geschieht immer dann, wenn der Sonntag nach Pessach in unserem Kalender später als der 25. April liegt. In diesen seltenen Fällen wird unser Ostern im Monat vor Pessach und nicht am Sonntag nach Pessach gefeiert.

Wichtige Eckdaten des jüdischen Kalenders lassen sich durch Hilfsformeln ausrechnen. Das Datum des Pessach-Festes (15. Nisan) lässt sich für beliebige Jahre nach der Gaußschen Pessach-Formel berechnen. Übrigens lässt sich Pas’cha nach der Gaußschen Oster-Formel berechnen, sowohl für den Julianischen als auch den Gregorianischen Kalender.

Da das jüdische Pessachfest entweder am Dienstag, Donnerstag, Samstag oder Sonntag nach dem ersten zyklischen Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche beginnen kann, fällt es in der Regel vor dem von den Christen gefeierten Ostersonntag. Zu Beginn, als Juden und Christen nur Minderheiten im Römischen Reich waren, spielte dies keine Rolle, doch als das Christentum ab Mitte des 4. Jahrhunderts zur römischen Staatsreligion wurde, brachte dies den Juden oft Probleme mit den römischen Behörden ein, wenn sie ihre Feste feiern mussten, während die Christen noch fasteten.

In der Geheimen Geschichte des Procopius von Caesarea (Anecdota [Historia Arcana], Kap. 28.16-19) heißt es

„[Kaiser Justinian I. (reg. 527-565)] bemühte sich auch, die Gesetze abzuschaffen, die die Hebräer ehren. Wenn es zum Beispiel vorkam, dass das Jahr in seinen wiederkehrenden Runden das Pessachfest vor dem Fest der Christen brachte, erlaubte er den Juden nicht, es zur rechten Zeit zu feiern, Gott an diesem Fest kein Opfer zu bringen und keinen der bei ihnen üblichen Riten durchzuführen. Und viele von ihnen wurden vor Gericht gestellt, weil sie zu dieser Zeit das Fleisch von Lämmern gekostet hatten, und diese bestraften sie mit hohen Geldstrafen, indem sie sie wegen Verstoßes gegen die Gesetze des Staates anklagten.“

Seit 358/359 n. Chr. (AH 4119), dem traditionellen Jahr der Verkündung des jüdischen rabbinischen Kalenders durch Hillel II., gab es 24 Übereinstimmungen zwischen dem ersten Tag des jüdischen Pessachfestes (15. Nisan) und dem alexandrinischen (später dionysischen) Ostersonntag.

Jahr

Kalenderdatum

(julianisch)

Jahr

Kalenderdatum

(julianisch)





AD

AH

AD

AH

367

4127

  1 April

499

4259

11 April

370

4130

28 März

519

4279

31 März

374

4134

13 April

523

4283

16 April

394

4154

  2 April

536

4296

23 März

401

4161

14 April

543

4303

  5 April

414

4174

22 März

563

4323

25 März

418

4178

  7 April

570

4330

  6 April

421

4181

  3 April

590

4350

26 März

441

4201

23 März

594

4354

11 April

445

4205

  8 April

614

4374

31 März

465

4225

28 März

743

4503

14 April

496

4256

14 April

783

4543

23 März

Nur zweimal, am 8. April 475 (AH 4235) und am 28. März 495 (AH 4255), folgte der erste Tag des jüdischen Pessachfestes auf den Ostersonntag (in beiden Fällen um zwei Tage). In allen anderen Jahren lag der erste Tag des jüdischen Pessachfestes vor dem Ostersonntag.

Es ist zu beachten, dass die Koinzidenzrate bis zum 6. Jahrhundert ziemlich konstant blieb, danach aber stark abnahm und nach 783 n. Chr. keine weiteren Koinzidenzen mehr auftraten. Dies ist auf den langsam zunehmenden Abstand zwischen dem jüdischen und dem julianischen Datum der Frühjahrs­tagundnachtgleiche zurückzuführen.

Was tun?

Da sich in den Jahren 2100, 2200 und 2300 der Julianische Kalender gegenüber dem Gregorianischen Kalender jeweils um einen Tag verschieben wird, werden wir ab dem Jahr 2300 schon 16 Tage Unterschied zwischen den Kalendern haben. Man kann also leicht verstehen, dass wir irgendwann Pas’cha im Sommer, im Herbst oder sogar im Winter feiern werden, wobei doch – wie bereits gesagt – Pas’cha auf der Nordhalbkugel (d. h. in Jerusalem) ein Frühlingsfest sein muss.

Außerdem werden die symbolischen Festlegungen der Geburt Christi und der Geburt Johannes’ des Täufers immer mehr an Bedeutung verlieren. So lesen wir bei Lukas: „Und ‹es› waren Hirten in selbiger Gegend, die auf freiem Felde weilten und in Nachtwachen über ihre Herde wachten.“ Höchst unwahrscheinlich, dass dies an einem 25. Dezember stattfand, da es auch in Jerusalem in dieser Zeit kalt ist. Die Hirten waren da kaum die ganze Nacht auf dem Feld. Der 25. Dezember ist vielmehr ein symbolisches Datum, begründet v.a. durch den Heiligen Kaiser Konstantin den Großen. Kaiser Konstantin hat, wie das römische Heer allgemein zu dieser Zeit, den einen Gottglauben gepflegt. Die römischen Götter waren abgeworfen, zwar nicht in Rom, jedoch beim Heer. Letzteres hatte sich den Sol Invictus zum Gott erwählt, die “unbesiegbare Sonne”. Das war für das Herr ein Gott, mit dem es sich identifizieren konnte, nämlich: unbesiegbar.

Der Tag des „Sieges der Sonne über den Winter“ fiel nach der damaligen Möglichkeit der Beobachtung auf den 25. Dezember. Interessant ist zu hinterfragen, wie Kaiser Konstantin allmählich zum Christentum konvertiert, indem er den Sol Invictus mit Christus identifiziert. Auf den Siegessäulen des Konstantin sieht man am Anfang seiner Karriere den Sol Invictus abgebildet. Im Laufe der Zeit ändert sich das. Da erscheint mal eine Säule mit Sol Invictus, mal eine mit Christus. Und am Ende seines Lebens ist da nur noch Christus auf der Siegessäule. Kaiser Konstantin versteht immer mehr, dass der echte Sol Invictus Christus ist – die Sonne der Gerechtigkeit, der Unbesiegbare, der sogar über den Tod triumphiert.

Der biblische Bericht verrät uns, dass Johannes der Täufer sechs Monate älter ist als Christus. Deswegen hat die Kirche sinnigerweise den Geburtstag des heiligen Johannes des Täufers auf den 24. Juni gelegt. Natürlich ist selbst das symbolisch. Johannes der Täufer sagt nämlich: „Jener muss wachsen, ich aber abnehmen“. Am 25. Dezember wächst die Sonne wieder, ab dem 25 Juni nimmt die Sonne wieder ab.

Die Anwendung des um 13 Tage von den astronomischen Gegebenheiten abweichenden julianischen Kalenders heute führt dazu, dass diese meiner Meinung nach sehr bedeutsamen symbolischen Festlegungen der Kirche schlichtweg missachtet werden.

Zudem werden die Segnungen verschiedener Naturerzeugnisse an den jetzt festgelegten Tagen immer abwegiger (z.B. die Segnung der Trauben am Hochfest der Verklärung Christi).

Um nicht einer totalen Sinnlosigkeit unseres Kalenders zu verfallen, ist es irgendwann unbedingt nötig, eine Kalenderreform durchzuführen. Und wenn man das schon klar vor Augen sieht, wird man sich fragen müssen, warum nicht so schnell wie möglich? Dafür ergeben sich zwei Möglichkeiten:

  1. die leichte: Man streicht einfach 13 Tage und hat auf einen Schlag das Problem gelöst. Was aber macht man mit den Heiligenfesten, die dann offensichtlich ausfallen?

  2. die zeitaufwendige und die m.E. zu bevorzugende: Man streicht 13-mal die Schaltjahre, d. h. den 29. Februar, und nähert sich auf diese Weise über den Zeitraum von 49 Jahren der natürlichen Ordnung. Ich denke, dass der hl. Kassian damit kein Problem haben wird, da wir ja in dreiviertel der Fällen sein Fest sowieso auf diese Weise zum 28. verschieben.

In beiden Fällen muss man sich allerdings vom jüdischen Pessach-Fest unabhängig machen, was – wie bereits gezeigt – sowieso des Häufigeren der Fall war, da die beiden Kalenderberechnungen inkompatibel sind.

Der derzeit von einigen orthodoxen Kirchen praktizierte Mischkalender stellt überhaupt keine Lösung dar. Im Gegenteil: Würde man diesen Kalender weiter praktizieren, so würde irgendwann Pas’cha auf Weihnachten fallen.

Im Gegensatz zu einer Zeit, in der die mathematischen Mittel der Berechnung fehlten, sollten wir uns heute die Astronomie zu Hilfe nehmen. Heute könnten wir den Ostertermin für die nächsten 100.000 Jahre so im Voraus berechnen, dass er den oben geschilderten Symbolgehalt der Evangelien und der Hochfeste adäquat wiedergibt.

Es ist gut, dass uns Sonne und Mond keinen Gefallen tun, denn Gott hat es so eingerichtet. Er „sah, dass es gut war“ (Gen 1,18). Das ist, meine ich, ein wichtiges geistliches Moment. Wir neigen dazu, Regeln zu folgen, sind aber nicht gehorsam Gott gegenüber. Das Befolgen dieser Regeln, nennen wir dann Gehorsam, aber wir betrügen uns selbst. “Gott sah, dass es gut war”, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es doch nicht gut ist so, da es sich nicht leicht rechnen ließ.

Heute sind wir in der Lage einfach und effizient zu rechnen. Wir sollten zum Gehorsam zurückkehren und wir sollten dazu in den Himmel schauen, weil Gott sah, dass es gut war.


Archimandrit Justin (Rauer) hielt diesen Vortrag im Dezember 2024 in der Kathedralkirche der hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands - München.

 

 

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