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Nicht auf einen einzigen Menschen baut der Herr...

Aktualisiert: 15. Juli 2022

Predigt des Metropoliten Mark von Berlin und Deutschland am Fest der Hll. Apostelfürsten Petrus und Paulus, 29. Juni / 12. Juli 2022.

Kathedrale der Heiligen Neumärtyrer und Bekenner Russlands, München.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Liebe Brüder und Schwestern!

Petrus und Paulus werden von der Heiligen Kirche als Apostelfürsten bezeichnet. Diese beiden zusammen! Und man kann sich kaum unterschiedlichere Apostel als Petrus und Paulus vorstellen. Petrus war einer der ersten, die von Christus selbst berufen wurden, einer von den Fischern auf dem See Genezareth. Paulus ist ein hochgebildeter und strenger Pharisäer, der sich an alle Regeln der pharisäischen Ordnung hält.

Petrus, der den Herrn drei Jahre lang begleitete, Zeuge all seiner Wunder und Worte war, während Paulus ein Verfolger war, der schlimmste Verfolger der Kirche, Christi, des Evangeliums.

Petrus, der vom Herrn berufen wurde, während er am See Genezareth saß, und Paulus, der erst nach der Himmelfahrt Christi in den Rang der Apostel aufgenommen wurde.

Und auch danach sind sie sehr unterschiedlich. Petrus neigte dazu, den Forderungen der Judenchristen zu folgen, wonach Christen alle Regeln und Gesetze des Alten Testaments befolgen müssten. Dagegen war Paulus, den die Kirche auch als Apostel der Heiden bezeichnet, der Meinung, dass alle ohne irgendwelche jüdischen Bedingungen in die Kirche aufgenommen werden können und sollen (Gal. 2: 11-12).

Von einem Verfolger, einem schrecklichen Verfolger, wurde Paulus zu einem eifrigen Apostel, der mit seiner Predigt, mit der Predigt von Christus, in die ganze Welt hinausging. Petrus ist der erste, wie wir heute in der Evangeliumslesung gehört haben, der Christus als Christus, den Sohn Gottes, bekennt. Der ungelehrte und gleichsam ungebildete Fischer wird zum ersten Theologen, der Christus als den Sohn Gottes, den lang erwarteten Retter des ganzen jüdischen Volkes, bekennt. Und als Antwort auf sein Bekenntnis, auf seine Predigt über den Sohn Gottes, sagt der Herr: Du bist Petrus, das heißt, der Fels, auf den ich meine Kirche bauen werde.

In der Folgezeit haben viele die Worte des Herrn leider missverstanden und dachten, der Herr errichte seine Kirche auf einem Menschen, Petrus. Aber hören wir auf das Evangelium und sehen wir, dass der Herr, nachdem Petrus den Sohn Gottes, Christus, bekannt hat, zu ihm spricht: "Du bist Petrus, auf den ich meine Kirche bauen will."

Der Herr baut die Kirche nicht auf einen Menschen, sondern auf sein Bekenntnis, auf seinen Glauben, auf den festen Glauben an den Sohn Gottes, der gekommen ist, um die Menschen zu retten. Nicht auf einen einzigen Menschen kann der Herr seine Kirche bauen, sondern auf alle, die an die Wahrheit glauben, an die Wahrheit Christi, an die Wahrheit des Evangeliums.

So gingen sie beide in die ganze Welt hinaus, erleuchteten die Welt mit dem Licht Christi und erreichten auch uns mit ihrem Evangelium, mit ihren Worten, die sie in der ganzen Welt verbreiteten. Unsere Aufgabe ist es, in ihre Fußstapfen zu treten, Prediger und "Gesandte" zu sein. Denn, was ist ein Apostel? Ein Gesandter. Gesandte Gottes in dieser Welt zu sein, in der wir - zuallererst vor uns selbst - Christus bekennen, fasten, dieses wichtige Fasten als apostolisches Gebot annehmen, uns an alle Regeln der Kirche halten und vor allem an die Liebe, die diese beiden scheinbar völlig gegensätzlichen Apostel verband. Diese Liebe zu Christus steht über allen Dingen. Wenn wir in dieser Liebe bleiben, kann es keine Trennungen geben, weder nationale, noch soziale, noch mentale! Wir sind eins in Christus. Der gebildete Paulus und der ungebildete, ungelehrte Petrus mit ihrem tiefen Glauben, von dem der heilige Paulus bekennt: Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Das ist unser Ziel, liebe Brüder und Schwestern: dass Christus in uns lebt, nicht Petrus und Paulus, sondern Christus. Dies ist das Ziel unseres geistlichen Lebens. Das ist es, was wir alle anstreben. Amen.

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