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Sendschreiben des Bischofskonzils

Aktualisiert: 6. Okt. 2022

Sendschreiben des Bischofskonzils der Russischen Auslandskirche an die Priester, den monastischen Stand und alle frommen Gläubigen.

Geliebte Väter, Brüder und Schwestern!

Wir, die Hierarchen der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, die wir uns am Vorabend des neuen Kirchenjahres im Synodalhaus in der gottbehüteten Stadt New York zum Bischofskonzil versammelt haben, grüßen Euch in Gegenwart unserer Hodegetria, der wundertätigen Gottesmutterikone von Kursk, mit den Worten unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus: „Habt Mut, ich habe die Welt überwunden!“ (Joh. 16, 33).

Wir sind sehr froh, Zeugen der großen Barmherzigkeit des Herrn gegenüber Seinem Volk und Seiner fortdauernden Herrschaft über die Kirche zu sein. Als Er unseren frommen und demütigen Ersthierarchen, den seligen Metropoliten Hilarion, zu sich rief, ließ Er uns nicht ohne Seine Fürsorge gelassen. Das Bischofskonzil begann mit der Wahl des Nachfolgers von Metropolit Hilarion, des siebten Ersthierarchen der Russischen Auslandskirche, gemäß der vom Heiligen Johannes von Schanghai und San Francisco festgelegten und geweihten Ordnung.

Nach dem Willen Gottes wurde Seine Eminenz Nikolai, Bischof von Manhattan, auserwählt, die Last dieses Amtes zu tragen. Vladyka Nikolai ist derjenige, dem das Bischofskonzil seit anderthalb Jahrzehnten die Aufgabe übertragen hatte, die wundertätige Ikone von Kursk auf ihren Reisen durch die russische orthodoxe Diaspora und durch ganz Russland zu begleiten.

Geliebte Kinder! Die Art und Weise, in der die Wahl stattgefunden hat, ihr Verlauf und ihr Ergebnis sind ein direktes Zeugnis für den unerschütterlichen Weg, den unsere russische Auslandskirche, die vom Herrn in unveränderlichem Glauben von Gnade zu Gnade geführt wird, immer gegangen ist. Dies spüren wir umso mehr, seit die Einheit innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche wiederhergestellt wurde – gemäß dem Willen Gottes, der sich durch seine treuen Diener, Seine Heiligkeit Patriarch Alexij II. von Moskau und Seine Eminenz Metropolit Lavr, den Ersthierarchen der Russischen Auslandskirche, manifestiert hat. Wir beten inständig, dass diese Einheit im Glauben und im Gebet durch ihre Nachfolger fortbestehen möge.

Im Verlauf seiner Arbeit hat das Bischofskonzil Berichte über das Leben unserer Kirche in der ganzen Welt gehört. Unsere Hierarchen berichteten über den Stand der Dinge in ihren jeweiligen Diözesen. Wir freuen uns darüber, dass die Zahl der Gläubigen überall zunimmt, dass neue Gemeinden gegründet und Kirchen gebaut werden und dass die Zahl derer, die unser Herr Jesus Christus von anderen Konfessionen zum orthodoxen Glauben führt, und derer, denen Er gnadenvoll den Weg der Umkehr weist, wächst. Die Rückkehr mehrerer Gemeinden in unsere Kirche nach vielen Jahren der Trennung ist in diesen Tagen des weit verbreiteten Schismas und des Glaubensabfalls sowohl eine Quelle tiefer Freude als auch ein Zeichen der Hoffnung, dass die Tür der Rückkehr immer offen ist und die Liebe doch über die Feindschaft siegen kann.

Aus dem Bericht des Klosters der Hl. Dreiheit in Jordanville ging außerdem hervor, dass der Pilgerstrom zum Kloster der russischen Emigration, der während der Pandemie stark zurückgegangen war, mit Gottes Hilfe täglich zunimmt. Wir sehen einen solchen Zustrom auch in vielen anderen Bereichen der Kirche. Das Bischofskonzil hörte auch Berichte über die Aktivitäten unserer orthodoxen Jugend, sowohl in den einzelnen Diözesen als auch in der gesamten Diaspora, über das Leben unserer alten Gemeinden im Heiligen Land, über die Entwicklung unserer theologischen Seminare und pastoralen Schulen, über die Bemühungen, unser einzigartiges liturgisches Erbe zu bewahren, über die Arbeit der Stiftung der Russischen Auslandskirche, die unsere Gemeinden und Missionen unermüdlich unterstützt, über unsere Beziehungen zu den orthodoxen Christen anderer Jurisdiktionen und über viele andere Themen.

Angesichts all dieser Berichte war es, als hörten wir das Wort Gottes an die Kirche: „Gott aber vermag euch jede Gnadeüberreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk“ (2Kor. 9, 8).

Mit besonderer Freude hat unser Konzil von der Anerkennung der mazedonischen orthodoxen Kirche – des ErzbistumsOhrid – durch den Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche erfahren und begrüßt die Hierarchen, den Klerus und die Gläubigen der mazedonischen Kirche in brüderlicher Umarmung. Wir können uns nur darüber freuen, dass auch hier die Einheit wiederhergestellt ist und wir wieder die Möglichkeit haben, mit unseren Brüdern in Christus zu beten und zu zelebrieren. Unserem Gott sei Ehre für Seine große Barmherzigkeit!

Und doch ist in diesem irdischen Leben nicht alles so leicht und einfach. Der Hl. Apostel Paulus schrieb an die erstenChristen: „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ (Röm. 8, 35). Diese Worte scheinen in diesen Tagen besonders angebracht. Die Heilige Schrift erinnert uns an die Worte des Herrn an Seine Apostel: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Seht zu, erschreckt nicht! Denn es muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich Volk gegen Volk erheben und Königreich gegen Königreich, und an vielen Orten wird es Hungersnöte und Erdbeben geben. Alles dies aber ist der Anfang der Wehen.“ (Mt. 24, 6-8).

Heute beobachten wir diese schrecklichen Zeichen, die von der Säule unter den Aposteln vorhergesagt wurden und von welchen der Herr gesprochen hatte, selbst, unmittelbar, und wir spüren ihren Einfluss auf uns selbst und auf unsere Nächsten. Die Geister des Bösen unter dem Himmel versuchen durch die von ihnen versklavten Menschen alles zu tun, um uns mit dem Gift der Spaltung und des Hasses zu vergiften. All dies führt zu einer zunehmenden Uneinigkeit zwischen den Brüdern im Glauben und den Erben einer gemeinsamen Geschichte und Kultur, die aus dem gemeinsamen Taufbecken der Rus' hervorgegangen sind.

In der Vergangenheit haben wir die Gläubigen immer wieder daran erinnert, dass es nicht die Aufgabe der Kirche Christi ist, sich in politische Auseinandersetzungen einzumischen, denn ihr Auftrag ist es, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zur Umkehr und zum Heil der Seele zu führen. Die orthodoxe Kirche kann von ihrem Wesen her nicht zum Krieg aufrufen, sondern betet trotz allem immer für den Frieden. Angesichts des großen Aufruhrs, der sich gegenwärtig um uns herum ausbreitet, sollten wir nach diesem Prinzip leben. Acht Jahre sind vergangen, seit unsere Russische Orthodoxe Auslandskirche damit begonnen hat, in der Göttlichen Liturgie ein besonderes Gebet „für das leidende, von Unruhen zerrissene ukrainische Land“ zu sprechen, ein Gebet, das wir auch weiterhin ohne Unterlass verrichten und das wir fortführen werden, bis der Frieden erreicht ist. Darüber hinaus haben die Diözesen unserer Kirche und unsere Gläubigen viele Anstrengungen unternommen, um denen, die in der Ukraine leiden, und den vielen Flüchtlingen in allen Teilen der Welt wirklich zu helfen. Wir danken ihnen für ihre Großzügigkeit und werden weiterhin so handeln, bis sich die Dunkelheit des Leidens in das Licht der Versöhnung verwandelt hat.

Was die Regierungen und Oberhäupter der Weltmächte auf allen Seiten betrifft, so können wir sie nur dazu aufrufen, sich so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu setzen, um die Feindseligkeiten zu beenden, und wir werden diesen Appell nicht verstummen lassen. Wir sehen mit Bedauern, dass leichtsinnige Veranstaltungen wie Popkonzerte und Ähnliches zu einer Zeit organisiert werden, in der der Konflikt uns allen zu Recht ein Gefühl der Nüchternheit und Trauer vermitteln sollte. Der Bruderkrieg, der Krieg zwischen Gläubigen, ist der größte Schmerz, der jedes orthodoxe Herz erschüttern muss. Alle Verantwortlichen sollten sich an das Gebot Christi erinnern: „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ (Mt. 5, 9).

Wir rufen daher alle treuen Gläubigen der Kirche auf, solche Friedensstifter und – wie Metropolit Antonij (Chrapovickij) uns einmal nannte – „Söhne der Auferstehung“ zu sein. Seid standhaft in eurem Glauben, seid der Hoffnung gewiss, die in euch ist, richtet euch auf das Gute und Gerechte und flieht das Böse – und wisst, dass der allmächtige Gott diejenigen, die auf Ihn vertrauen, niemals verlassen wird.

Wir erbitten Gottes Segen für euch alle und wünschen euch allen Frieden, Gesundheit und Freude in unserem Herrn Jesus Christus.

+NIKOLAI, Metropolit von Ostamerika und New York, Ersthierarch der Russischen Auslandskirche

+ MARK, Metropolit von Berlin und Deutschland

+ KYRILL, Erzbischof von San Francisco und Westamerika.

+ GABRIEL, Erzbischof von Montreal und Kanada.

+ PETER, Erzbischof von Chicago und Mittelamerika.

+ IOANN, Bischof von Caracas und Südamerika.

+ IRENEI, Bischof von London und Westeuropa.

+ GEORGE, Bischof von Sydney und Australien - Neuseeland.

+ THEODOSY Bischof von Seattle.

+ ALEXANDER Bischof von Vevey.

+ LUKA Bischof von Syracuse.

+ IAKOV Bischof von Sonora.

+ HIOB Bischof von Stuttgart.

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