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Das Serbische Christentum ist erfüllt von Wärme, Liebe und Freude

Hypodiakon Andrej Limberger (Stuttgart / München)

Der Hl. Justin (Popovich) – der Schüler des Heiligen Nikolaj von Serbien, Archimandrit und geistlicher Führer des Frauenklosters Ćelije in Serbien, eifriger Kämpfer für das Orthodoxe Christentum in der Zeit des Kommunismus, unser Zeitgenosse, geboren am Fest der Verkündigung am 25.03. (06.04.) 1894 und gestorben am selben Festtag 07.04.1974, wurde im Jahr 2010 in den Kreis der Heiligen der serbischen Kirche aufgenommen. Er war einer der wichtigsten Lehrer unseres Metropoliten Mark, der zusammen mit bekannten Hirten und Theologen wie Metropolit Amfilohije (Radović, von Montenegro), Bischof Atatnasije (Jevtić, von Tvrdos), Bischof Irinej (Bulović, von Bačka) und Archimandrit Basilius (Grolimund, Abt des Klosters in Gailnau, Deutschland) bei Vater Justin studierten.

Im Jahr 2024 fiel eine Reihe von Feiertagen und Jubiläen zusammen: das Fest der Verkündigung und der Kreuzverehrungssonntag sowie das 130. Jubiläum der Geburt, der 45. Jahrestag des Entschlafens und das 10. Jubiläum der Überführung der Reliquien des Hl. Justin. Anlässlich der Feierlichkeiten wurde auch Metropolit Mark in das Kloster Ćelije eingeladen. Ich hatte das Privileg, ihn auf dieser Reise zu begleiten, und möchte meine Eindrücke teilen.

Als wir am Vorabend des Festes in Ćelije ankamen, empfing uns die Äbtissin des Klosters, Mutter Glikerija. Im Gespräch erinnerten sich Metropolit Mark und die 90-jährige Nonne (die den Metropoliten scherzhaft als "jungen Mann" bezeichnet) an Vater Justin und an vergangene Zeiten und tauschten Neuigkeiten aus der orthodoxen Welt aus.

Gemäß dem Programm war für uns eigentlich ein Abendessen mit dem serbischen Patriarchen Porfirije und die Übernachtung im Hotel in der nahegelegenen Stadt Valjevo geplant. Aber Metropolit Mark organisierte Zimmer für uns auf dem Klostergelände und beschloss, dass wir am Abendgottesdienst teilnehmen würden, "und wenn danach Zeit bleibt, werden wir vielleicht zum Abendessen gehen".

Beim Gebet sang ein Chor aus Mönchen und Seminaristen, die Atmosphäre stand der eines Gottesdienstes auf dem heiligen Berg kaum nach. Metropolit Mark zelebrierte die Liti und den Polyelaios. Zahlreiche Mönche und Priester aus Serbien sowie Mönche des Heiligen Berges Athos und Nonnen des Klosters Ormylia (Griechenland) nahmen am Gottesdienst teil. Das Volk und der Klerus drückten dem Metropoliten Mark ihre Freude und Dankbarkeit für seine bischöfliche Präsenz im Gottesdienst aus.

Letztlich blieben wir zum Abendessen in Ćelije, anstatt zum offiziellen Empfang zu fahren. Während dieses warmherzigen, familiären und fröhlichen, kurz „wahrhaft serbischen“ Abendessens, erzählte Metropolit Mark, dass Justin in Europa nach wie vor wenig bekannt ist, und dass seine Werke unter Orthodoxen noch weiter verbreitet werden sollten.

Am Festtag der Verkündigung am 7. April wurden feierlich die Reliquien des Hl Justin aus der Kirche der Heiligen Erzengel, wo sie sich ständig befinden, in die Hauptkirche des Klosters überführt.

Der Göttlichen Liturgie stand seine Heilgkeit, der serbische Patriarch Porfirije vor. Ihm konzelebrierten, neben Metropolit Mark, noch 11 Bischöfe sowie eine große Anzahl von Priestern und Diakonen. Etwa 3000 Gläubige versammelten sich zu diesem Fest. In seiner Predigt betonte Patriarch Porfirije das außergewöhnliche Zusammentreffen des Festes der Verkündigung und der Kreuzverehrung und sagte, dass die Gottesmutter bei der Verkündigung des Erzengels einen schweren Weg gewählt habe, indem sie sich von ihrem eigenen Willen lossagte, sich dem Kreuz der Geburt und Erziehung des Gottmenschen unterwarf, über den der Heilige Ehrwürdige Justin so viel gelehrt hatte. Am Nachmittag desselben Tages besuchten wir auch das benachbarte Kloster Lelić, wo wir die Reliquien des Heiligen Nikolaj (Velimirović) von Serbien verehren konnten.

Am Abend fand ein Treffen der Bischöfe und zahlreicher Gäste statt, bei dem der Heiligste Patriarch Porfirije, Bischof Isihije von Valjevo und Bischof Irinej von Bačka kurze Vorträge über den Hl. Justin hielten. Patriarch Porfirije sprach über die große Bedeutung des Klosters Ćelije für die geistliche Stellung des serbischen Orthodoxen Christentums und nannte es neben den Klöstern des Patriarchats von Peć, Studenica, Žiča und Hilandar eine "Wiege des serbischen Orthodoxen Christentums".

Nach dem Vortrag waren die Gäste zu einem festlichen Abendessen eingeladen, bei dem Metropolit Mark dem Patriarchen und den versammelten Bischöfen, Geistlichen und Laien für die Gottesdienste und Gespräche dankte. Als Zeichen der Anerkennung für die Mühen zur Verbreitung der Werke des Hl. Justin schenkte Metropolit Mark Patriarch Porfirije seine deutsche Übersetzung des „Kommentars zum Markusevangelium“.

Am nächsten Tag besuchte Vladyka Mark den Patriarchen noch einmal in dessen Belgrader Residenz, wobei auch Bischof Vasilije (Sremski Karlovci) bei dem kurzen, aber herzlichen Gespräch zugegen war. Die Bischöfe verabschiedeten sich wie enge Freunde. Sie alle kennen sich schon seit vielen Jahren.

Mich persönlich hat diese Reise regelrecht beflügelt. Der Geist des serbischen Orthodoxen Christentums ist voller Wärme, Liebe und Freude. In jedem Wort der Äbtissin Glikerija spürt man die Inspiration des Hl. Vaters Justin und seiner großen Schüler. Die Reise war geprägt von Treffen mit sehr unterschiedlichen, aber immer freudigen und offenen Menschen. Dieses wunderbare Kloster zu besuchen und die Reliquien des Hl. Justin zu verehren, kann ich von Herzen jedem empfehlen. Heiliger Vater Justin, bitte Gott für uns! Amen.



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