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"...под сакурой в цвету". Прот. Илья Лимбергер

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"Die Wahrheit Verkünden" Der Synod der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland

Ein Film über die Geschichte des Synods und seines historischen Sitzes im Herzen von Manhatten. Der Ersthierarch unserer Kirche, Metropolit Nikolai, lädt alle dazu ein, den Synod zu besuchen und jene Orte zu erleben, an welchen heilige Menschen lebten und wirkten. Das historische Gebäude muss allerdings dringend renoviert werden, was der Unterstützung aller Mitglieder und Freunde der Russischen Auslandskirche bedarf. Ihre Spenden sind dringend notwendige und werden mit großer Dankbarkeit entgegengenommen! Account Name: Synod of Bishops SWIFT-code: CHASUS33 Routing Number: 021000021 Account Number: 591090397

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"Er ist unglaublich anständig, klug und rechtschaffen, doch mit ihm unter einem Dach zu leben ist unerträglich"

oder warum wir den heiligen Johannes (Maksimovich) nicht als Erzbischof von Westeuropa kommemorieren. Buchbesprechung : Georgij Pavlovich (Hg.) , "Man kann die Augen nicht von ihm lassen..." Der heilige Johannes von Shanghai in den Briefen von Petr Sergeevich Lopukhin an Erzpriester Georgij Grabbe, Moskau 2022. Autor: Andrej Fastovskiy Die orthodoxe St.-Tichon-Universität für Geisteswissenschaften überzeugt einmal mehr durch ihre wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit. So wurde im Jahr 2022 ein Buch veröffentlicht, das den wenig erforschten europäischen Lebensabschnitt (1951-1962) des großen gottgefälligen Liturgen des 20. Jahrhunderts, des Heiligen Johannes (Maksimovich), des Wundertäters von Shanghai und San Francisco, beleuchtet. Die Besonderheit des Buches liegt darin, dass wir es hier nicht mit einer "trockenen" historischen Darstellung zu tun haben. Vor uns liegt ein Zeitzeugenbericht, denn veröffentlicht wurde die Privatkorrespondenz zwischen Petr Sergeevich Lopukhin und Erzpriester Georgij Grabbe, die erst unlängst an der Stanford University in Kalifornien (USA) entdeckt worden ist, wo sie verwahrt wird. Wie Vater Georgij Grabbe, dessen Name den meisten kirchenhistorisch versierten Menschen nicht unbekannt ist, so hat auch der weniger bekannte Petr Lopukhin den größten Teil seines Lebens in den Dienst der Kirche gestellt und in ihrer Verwaltung gearbeitet. Ab 1935 wirkte er im Büro des Synods der Russisch-Orthodoxen Kirche in Sremski Karlovcy, war später Sekretär der Vorkonziliaren Kommission und dann des Zweiten All-Diaspora-Konzils von 1938 und schließlich von 1948-1961 Sekretär und Schatzmeister der westeuropäischen Diözese, gerade dann, als der Heilige Johannes (Maksimovich) dort amtierte. Mit letzterem wohnte er im selben Haus im Kadettenkorps in Versailles und teilte dasselbe Essen, das er nach eigenem Bekunden manchmal selbst zubereitete, wenn sich die Köchin weigerte, nachts zu kochen, als der Heilige, erschöpft von den Strapazen des Tages, sein Zuhause erreichte. Vermutlich hat in den mehr als zehn Jahren, die der hl. Johannes in der westeuropäischen Diözese verbrachte, niemand so eng mit ihm Kontakt gepflegt wie Petr Sergeevich – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man überhaupt von einer Annäherung sprechen darf, denn nicht umsonst bemerkte Lopukhin einst: "E[rzbischof] J[ohannes] ist sehr verschwiegen". (S. 117) Doch bevor wir uns dem Inhalt des Buches zuwenden, wollen wir noch zwei Worte über die Edition selbst verlieren. Der Herausgeber der Briefe, Priester Georgij Pavlovich, bezeugt, dass "die Arbeit eines Historikers die Prüfung und Auswertung der übermittelten Informationen" einer privaten Korrespondenz voraussetzt, die ja die subjektiven Ansichten des Verfassers zum Ausdruck bringt, "welche manchmal sogar fehlerhaft sind" (S. 6). Er initiierte diese Arbeit auch, indem er die Briefe mit einem umfangreichen kritischen Apparat versah. Der Umfang der geleisteten Arbeit ist beachtlich. Der Herausgeber hat sich nicht nur die Mühe gemacht, die Identität buchstäblich jeder in den Briefen oft nur dem Vornamen nach erwähnten Person festzustellen, sondern er hat auch die Titel von Veröffentlichungen ermittelt, auf die sich die Verfasser der Briefe nur indirekt bezogen. Die folgende Passage mag von der Integrität der Arbeit zeugen: In einem seiner Briefe teilt Petr Sergeevich mit, dass er auf der Suche nach einem Verlag ist, der seinen Artikel mit 36.800 Zeichen veröffentlichen würde (S. 33). Vr. Georgij suchte nach dem 1951 veröffentlichten Artikel und zählte nur 25.500 Zeichen, was ihn zu dem Schluss kommen ließ, dass sich der Brief auf eine längere Fassung des Manuskripts bezogen haben muss. Es überrascht jedoch nicht, dass sich bei einer derart umfangreichen Studie auch Fehler in den "Apparat" eingeschlichen haben. Und diese sollten ebenfalls erwähnt werden. Zum Beispiel schreibt Vr. Georgij auf Seite 70, dass E.I. Makharoblidze von 1951 bis 1967 Chefredakteur der Zeitschrift „Cerkovnaja Zhizn’" war. Doch Eksakustodian Ivanovich starb im August 1960, wie der Eintrag im Matrikelbuch unserer Kathedrale in München belegt. Außerdem war die Zeitschrift "Cerkovnaja Zhizn'" das offizielle Organ des Synods der ROKA und zog 1950 mit ihm zusammen in die Vereinigten Staaten. Makharoblidze aber konnte in dieser Zeit nicht ihr Chefredakteur gewesen sein, da er in Deutschland blieb. Er war allerdings der Chefredakteur des offiziellen Publikationsorgans der deutschen Diözese "Cerkovnye Vedomosti", welches auf Seite 77 erwähnt wird. Bedauerlicherweise findet sich aber auch dort eine Ungenauigkeit. Diese Zeitschrift wurde nicht von 1953-1964 herausgegeben, wie Vr. Georgij meint, sondern in der Zeit von 1951-1971. Wie viele solcher Ungenauigkeiten es in dem Buch gibt, kann ich nicht beurteilen. Ob die von mir erwähnte notwendige Korrektur einen Schatten auf den gesamten kritischen Apparat wirft? Mitnichten! Der Autor hat umfangreiche Forschungsarbeit geleistet, bis hin zum Studium der Protokolle der Bischofskonzilien der Auslandskirche, was es auch dem historisch Unversierten ermöglicht, die Geschichte der westeuropäischen Diözese durch das Prisma einer privaten Korrespondenz von vor 70 Jahren zu lesen. Dies ist umso wertvoller, wenn man bedenkt, dass die Briefe eine ganze Palette von Themen berühren, die nicht direkt mit der Persönlichkeit des hl. Johannes zu tun haben, sondern mit der Geschichte der ROKA als einem Ganzen. Ja, man könnte sagen, auch mit der europäischen Geschichte als solcher. Abschließend ist anzumerken, dass die Edition neben den Briefen auch eine Reihe von Predigten aus der europäischen Zeit des Heiligen enthält, die zwar bereits veröffentlicht wurden, aber in heute kaum bekannten Zeitschriften verstreut sind und anders wohl nur in wenigen Bibliotheken der Welt zu finden wären. Ich erinnere mich, einst einem Gespräch eines altgedienten Klerikers unserer Diözese beigewohnt zu haben. Der zu dem Zeitpunkt noch als Protodiakon tätige Erzpriester Georgij Kobro beklagte damals mit ernster Miene und scherzhaftem Unterton eine „offenkundige“ Ungerechtigkeit: Der heilige Johannes habe in Amerika nur vier Jahre lang als Bischof amtiert (1962-1966), und doch wird er als Johannes von Shanghai und(!) San Francisco kommemoriert, während er in Europa elf Jahre lang als Bischof tätig war – und wir gedenken seiner in unseren liturgischen Gebeten nicht als Bischof „von Westeuropa". Vielleicht können die wenig schmeichelhaften und, wie der Herausgeber der Briefe angedeutet hat, in mancher Hinsicht sogar irreführenden, aber zugleich zweifellos aufrichtigen Briefe von Petr Sergeevich Lopukhin, wenn schon nicht bei der Beantwortung der Frage helfen, so doch zumindest dabei, ein Gefühl dafür zu vermitteln, warum dies so gekommen ist. „Wenn auch nur die geringste Chance dazu besteht, werde ich nicht von seiner Seite weichen.“ Das erste Urteil des Sekretärs und des Schatzmeisters der westeuropäischen Diözese über die Ankunft seines neuen Bischofs fiel ausgesprochen positiv, wenn nicht gar schwärmerisch aus. Auf die Frage von Vr. Georgij Grabbe, wie er seinen neuen Oberhirten finde, schrieb Lopukhin: Wenn ich in seiner Gesellschaft bin, frohlockt mein Herz ununterbrochen, und wenn auch nur die geringste Chance dazu besteht, werde ich nicht von seiner Seite weichen. Und sollte ich fortgehen müssen, und sei es nach London, werde ich schweren Herzens gehen – so erfreulich ist es, in seiner Nähe zu sein (S. 34). Es sei daran erinnert, dass es sich hier nicht um Eindrücke eines Neophyten handelt. Dem hl. Johannes von Shanghai begegnete der 1885 geborene Petr Sergeevich in seinem 67. Lebensjahr. Seine theologische Reife erlangte er in Belgrad durch den engen Kontakt mit solchen bedeutenden Persönlichkeiten wie Metropolit Antonij (Khrapovitskij) und Erzbischof Gavriil (Chepur). Bezeichnenderweise betonte der hl. Johannes im Jahr 1962 bei der Beerdigung von Petr Sergeevich genau diese Verbundenheit: Metropolit Antonij wird seinem geistlichen Sohn mit Freude seine Arme öffnen. Wie der ehrwürdige Basilius der Neue, der der seligen Theodora auf ihrem Weg durch die Zollhäuser erschien und für ihre Seele ein Lösegeld zahlte, wird auch er ein Fürsprecher für die Seele von Petr Sergeevich sein. (с. 250) Halten wir gleich fest: Lopukhins Einstellung gegenüber dem hl. Johannes änderte sich allmählich. Der Geist des Verdrusses, der Gereiztheit und zuweilen auch der Enttäuschung begann im Laufe der Jahre in seinen Briefen die Oberhand zu gewinnen. Allerdings gab es unter all den außergewöhnlichen Eigenschaften des Heiligen, die Petr Sergeevich später als frustrierend empfand, eine Sache, die den gebildeten Sekretär über die Jahre hinweg immer wieder begeisterte. Nach Einschätzung von Lopukhin hat der Herr Seinen Auserwählten mit der Gabe eines tiefgründigen theologischen Denkens begnadet.  Schon bei ihrer ersten Begegnung im Jahr 1951 stellte Lopukhin fest: „Seine Predigten sind außerordentlich informativ, seine Kenntnisse – so weit wie das Meer“ (S. 33). Und nachdem er zwei Jahre lang in der Nähe des Heiligen gelebt hatte, gestand Petr Sergeevich im Jahr 1953, dass das eigene Bedürfnis, zu „theologisieren“, völlig verflogen sei, lebe er doch mit einem Mann zusammen, der ein „Theologe“ im kirchenväterlichen Sinne dieses Wortes sei: Seit ich in der Nähe von Vladyka Johannes lebe, ist mir die Lust am Schreiben vergangen: Sein Leben ist so unglaublich streng (ich glaube, Merezhkovskij oder Berdjaev würden sagen „unmenschlich“ streng), sein Wissen ist so tief, ich verstehe im Vergleich zu ihm so wenig, dass ich nicht mehr schreiben will – das wäre reiner Dilettantismus. Deshalb schreibe ich, wenn ich schreiben muss. (S. 43) Im Laufe der Zeit begann Petr Sergeevich, an der Aufzeichnung und Veröffentlichung der Predigten des großen Heiligen zu arbeiten. So hielt er im Jahr 1955, als sich in seine Briefe bereits Unzufriedenheit mit Bischof Johannes einzuschleichen begann, am Ende seines Briefes dennoch seine Bewunderung für die Weisheit des Heiligen nicht zurück: Wie klug er aber ist! Und was für Predigten er trotz seines Stimmdefekts hält! In dieser Fastenzeit sprach er über das Kreuz, über das Jüngste Gericht. Milina! („Gnade“ auf Serbisch – Anm. d. Red.) Ich habe aus verschiedenen Predigten einen Text zusammengestellt, der in der Zeitschrift „Cerkovnyj Golos“ abgedruckt wurde – „Vorbereitung“ nannten wir ihn – sehr gut! (S. 87) In einem anderen Brief von 1958 schreibt Lopukhin – um ein anderes Beispiel zu nennen – abermals nach einer Welle der Entrüstung über die „unerträgliche“ Lebensweise des strengen bischöflichen Asketen: Und doch! Bei all seiner Erschöpfung – wieviel Kraft in ihm ist, wieviel er versteht, wieviel er weiß! Wieviel er durchdacht, wieviel begriffen hat im ideologischen Bereich! (S. 128) Im selben Schreiben berichtet Petr Lopukhin davon, welch Mühe ihm die Aufzeichnung der Predigten des hl. Johannes, die ihm der Heilige zudem – von einigen Ausnahmen abgesehen – meist noch verbot zu veröffentlichen, gekostet hat: Ich wünschte, ich könnte dir vor Augen führen, wie er mir diese Inhalte präsentierte! Einschlafend, wieder wach werdend: „Ja, also doch... Melchisedek... Ja! Gottgefällig... Ja... Also doch, König des Friedens...“ Ich ärgerte mich und notierte zugleich, und verstand nicht, was er noch so erzählte, und das alles nachts, in der zweiten Stunde!!! Ein unerträglicher Mensch. Aber diese Formulierungen von ihm, so finde ich, liefern eine Grundlage für die Ausarbeitung einer „Orthodoxen Philosophie des Rechts“. (S. 128-129) „Er hat sich gemartert! Er ist müde!“ Wie gesagt, erfolgte die Theologie des heiligen Johannes im Gleichschritt mit einer sich selbst gegenüber schonungslos-strengen Askese. Beispielsweise ist bekannt, dass der Heilige bestrebt war, jeden Tag die Göttliche Liturgie zu zelebrieren. Selbst wenn er nach Aussage von Petr Sergeevich bis zu vierzig Grad Fieber hatte, seine Füße geschwollen und eitrig waren, die Ärzte ihm Penicillin verabreichten und von ihm verlangten, dass er im Bett bleibe, „geht er barfuß im Matsch zum Gottesdienst“ (S. 69). Nur einmal ließ er sich zu einem längeren Krankenhausaufenthalt überreden, und das auch nur unter der Bedingung, dass er dort jeden Tag die Liturgie feiern dürfe. Weiter ist bekannt, dass der Heilige sein ganzes asketisches Leben lang im Sitzen schlief: Er wollte den eigenen Körper nicht durch ein Bett, ja nicht einmal durch eine horizontale Schlafposition „verwöhnen“. Daher war es in der Tat schwierig, ihn dazu zu bewegen, sich in ein Krankenhaus „zu legen“. Die Bettruhe meidend, erholte sich Vladyka Johannes (nachdem er Gott um Gnade ersucht hatte?) zur Überraschung der Ärzte schnell und musste doch nicht ins Krankenhaus. Später überlagerte jedoch eine weitere Infektion die erste und es kam erneut zu gesundheitlichen Komplikationen. Daraufhin ging Bischof Johannes ins Lesna-Kloster in Frankreich. Von dort erreichte Petr Sergeevich die „unglaubliche“ Nachricht: Im Kloster „lag und schlief er im Liegen“ und fühlte sich sogar „gut, wenn er lag“ (S. 79). Als er jedoch nach Paris zurückkehrte, weigerte er sich wiederum, sich niederzulegen und wies alle Aufforderungen dazu scherzend von sich: „Zeit, dass ich wieder eine Normalposition einnehme.“ (S. 79) „Großartiger Mann“, spöttelte wiederum sein Sekretär, „aber er kann unausstehlich sein“ (S. 70). Wenn P. S. Lopukhin anfangs, wie oben erwähnt, die asketische Lebensstrenge seines Bischofs aufrichtig bewunderte, so erschien ihm dieselbe Strenge im Laufe der Jahre immer mehr als schädliche Eigenschaft, wenn es um die Verwaltung der Diözese ging. Bereits 1954 gestand er Erzpriester Georgij: Manchmal ist es sehr schwierig: Man hat den Eindruck, dass Vladyka oft derart erschöpft ist, dass er einfach nicht in der Lage ist, etwas zu tun. (S. 65) Diese Abgeschlagenheit ging so weit, dass der hl. Johannes manchmal mitten während der Arbeit einschlief, obschon sich die Besucher in seinem Vorzimmer drängten, und es schien unmöglich, zu ihm durchzudringen. Gegen Ende seines Lebens berichtete der recht erschöpfte Sekretär über seinen noch weitaus erschöpfteren Bischof: Armer Vladyka Johannes! Er hat sich gemartert! Er ist müde! Er begreift nicht, dass er seine alte Kraft nicht mehr hat! Dass sein Leben auf Anspannung und Aufschwung beruht, wenn aber der Aufschwung vorüber ist, wenn er eine schöne Predigt gehalten hat, dann bricht er wieder zusammen, nieder von seiner Höhe… Ich habe ihm neulich, als er bei guter Verfassung war, gesagt: Begreifen Sie, in welche Lage Sie sich gebracht haben? In diesem Zustand sind Sie zu nichts zu gebrauchen, Sie können nicht arbeiten, Sie können nur von Krankenhaus zu Krankenhaus gehen… Und dann gestand er mir zum ersten Mal, dass er müde sei… aber wie soll man ihn zur Ruhe zwingen! (S. 127) „Mit den Heiligen lass ruhn, o Herr, bloß ja nicht an ihrer Seite leben“ Diese „Anekdote“, die hier Archimandrit Sergij (Pfeffermann) aus Meudon (S. 56), in der Regel jedoch dem heiligen Justin (Popovich) zugeschrieben wird, wurde in Frankreich „oft“ (S. 60) in den Mund genommen, wenn es um den hl. Johannes ging, nicht zuletzt vom Verfasser der Briefe selbst, jenem, der einst versicherte, dass er „nicht von seiner Seite weichen werde, wenn auch nur die geringste Chance dazu besteht“ und dass sein „Herz in seiner Gesellschaft ununterbrochen frohlockt“. Doch es erwies sich schwieriger als gedacht, mit einem Mann zusammenzuarbeiten, der jenseits von Raum und Zeit im Bereich des Göttlichen beheimatet war: Manchmal möchte ich ihn um 23 Uhr verlassen, und er entgegnet mir: „In Ordnung, Sie können dann heute Abend wiederkommen“. – „Von was für einem Abend sprechen Sie, es wird bald Mitternacht!“ – „Ach, das ist mir entgangen!“ (S. 158) Die aus weltlicher Sicht unerträgliche Askese führte dazu, dass Erzbischof Johannes offenbar mit bestimmten Verwaltungsangelegenheiten der Diözese überfordert war. „Vladyka ist ein schlechter Verwalter. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn zwar als Theologen bewundere, ihn aber nicht als Verwalter anerkenne“ (S. 56), gestand Petr Sergeevich im Jahr 1954. Es sei darauf hingewiesen, dass der hl. Johannes – wohl nicht zuletzt aufgrund der russischen Jurisdiktionsfehden – nicht nur die schwierigste, sondern auch die ärmste Diözese der Auslandskirche seiner Zeit erhielt, deren Diözesanzentrum (das Kadettenkorps in Versailles) in „Schmutz und Armut“ (S. 66) versank. Die prekäre materielle Situation ertrug er allerdings mit asketischer Gemütsruhe, sehr zum Leidwesen seiner Mitarbeiter: Vladyka hingegen scheint den Schmutz wirklich nicht zu bemerken. Das Schuljahr ist angebrochen, und die Matratzen sind noch nicht einmal gewaschen oder mit frischem Stroh ausgestopft worden. Die Kinder haben keine Schränke, Tische oder Stühle für ihre Kleidung, und wenn sie sich ausziehen, legen sie sie entweder auf den Boden oder auf das Bett. Der Anblick ist schmerzhaft und abstoßend, aber es berührt ihn überhaupt nicht. Er spürt den Gestank nicht. Ich kann verstehen, dass manche Mütter ihn vorwurfsvoll anblicken! (S. 66) Interessanterweise war sich Petr Lopukhin durchaus der Tatsache bewusst, dass nur ein selbstloser Asket in der Lage ist, unter solchen Bedingungen zu leben und zu arbeiten: Wir sind in einer abnormalen finanziellen Situation: Wir überleben nur, weil es uns fast nichts kostet, unseren Hierarchen zu unterhalten. Die Diözese ist sein Lehnsgut: nur er kann hier bleiben, und niemand kann ihn ersetzen. (S. 81) Nichtsdestotrotz, vom weltlich-administrativen Standpunkt aus betrachtet, konstatierte der Sekretär der westeuropäischen Diözese wiederholt, "dass Vladyka hier gescheitert ist.“ (S. 85). So schrieb er zum Beispiel im Jahr 1955: Die Stimmung bei uns ist trüb. Wie das Alter in Schüben kommt, so kommt auch die Erkenntnis des Scheiterns der Tätigkeit von Erzbischof Johannes, so sehr ich mich auch dagegen gewehrt habe. Jetzt erwehre ich mich ihrer gar nicht mehr, und untereinander sprechen wir bereits offen über dieses allen offenkundige Scheitern. Schweren Herzens sagt Graf Apraksin, dass unter den vielen, die Vladyka Johannes ein langes und gesundes Leben wünschen, auch die treuesten Eulogianer sind, weil sie wissen, dass niemand zu ihm übergehen wird. Grundsätzlich sind viele froh, dass es einen solchen Asketen gibt, aber niemand will mit ihm Umgang und Gemeinschaft im Alltag pflegen . (S. 94-95) (Hervorhebung von mir – A.F.). „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland“ (Mt 13,57). Das orthodoxe Europa bedurfte keines Asketen, auch nicht eines Heiligen, der nicht in der Lage war, auf die materielle Situation der Diözese günstig einzuwirken. Und in seinen späteren Briefen kommt Lopukhin schließlich zu dem Schluss – und findet ihn angeblich in Aussagen der Nonnen des Lesna-Klosters bestätigt (S. 90) –, dass Vladyka Johannes „gar kein Altvater und Erzieher“ sei (S. 119), kein, „Starez“ (S. 119), kein „begnadeter Beichtvater“, kein „weiser Seelenforscher“ (S. 90), sondern nur ein allzu strenger Asket sich selbst und anderen gegenüber. Und deshalb pflegt er nirgendwo, weder hier noch in Brüssel, [persönliche] Beziehungen zu jemandem, und man graut sich dort vor seiner Ankunft ebenso sehr wie hier vor seiner Rückkehr. (s. 96) In einigen ihrer Urteile suggerieren die zweifellos fehleranfälligen, jedoch aufrichtigen Briefe von P. S. Lopukhin, dass es mit fortschreitender Amtszeit des hl. Johannes auf dem westeuropäischen Bischofssitz immer weniger Menschen in der Diözese gab, die bereit waren zu bezeugen, dass „in seiner Gesellschaft das eigene Herz ununterbrochen frohlockt“. Doch lag dies wohl kaum daran, dass die Kraft des Hl. Geistes im hl. Johannes versiegte?! Fazit Ein wohlbekannter Historiker unserer Auslandskirche, Diakon Andrej Psarev, ließ in einem Gespräch mit mir einmal folgenden Satz fallen: „Zweifellos“, so sagte er, „ist der heilige Johannes von Shanghai und San Francisco das Beste, was unsere Auslandskirche dieser Welt dargebracht hat.“ Dem kann und will ich nicht widersprechen. Die Kirche gebiert Heilige – das ist ihre primäre und wichtigste Aufgabe, und in diesem Sinne ist der hl. Johannes „Säule und Grundfeste“ der Russischen Kirche im Ausland. Doch stellen wir uns einmal die Frage: Hätte der Historiker dieselbe Überzeugung an den Tag gelegt, hätte er ein halbes Jahrhundert früher gelebt? Ich möchte die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine interessante Koinzidenz lenken: 1951 veröffentlichte P. S. Lopukhin im Kloster des hl. Hiob von Počaev in München sein Büchlein „Über den orthodoxen Menschen“ – eine theologische Abhandlung über die Orthodoxe Anthropologie, basierend auf dem Leben und den Lehren des heiligen Seraphim von Sarov. Der Zufall wollte es, dass Lopukhin just in diesem Jahr dem heiligen Johannes begegnete. Das ist es, was der Theologe über den großen Wundertäter Seraphim schreibt, kurz bevor er auf den großen Wundertäter Johannes trifft: Die Vertreter der russischen Bildungsschicht verkannten den heiligen Seraphim, verstanden ihn nicht, entdeckten ihn nicht und wandten sich nicht an ihn... In der gesamten russischen Literatur, in der Geschichte jener Zeit gibt es nicht einmal eine Erwähnung des heiligen Seraphim und Sarov... Der heilige Seraphim war ein Zeitgenosse Puschkins, Lermontovs, der Slawophilen, studiert man jedoch die russische Kultur jener Zeit, so ahnt man nicht einmal, dass zu jener Zeit in Russland ein heiliger Wundertäter lebte, ein Mann, der des Königtums Gottes teilhaftig war, dass dieses Königtum in ihm und um ihn herum hier auf dieser Welt war. Was für ein erstaunliches Phänomen ist eine solche Blindheit. Sie darf niemals vergessen werden . [1]  (Hervorhebung von mir – A.F.). Eine aufschlussreiche Beobachtung in Anbetracht all dessen, was oben zur Sprache kam, nicht wahr? Und jedem von uns steht es frei, eigene Schlüsse daraus zu ziehen. [1] Petr Lopukhin , О православном человеке, München 1951, S. 22.

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"Treue mit Verrat vergolten"

Das erste Synodalblatt der Auslandskirche „Cerkovnye Vedomosti“ Autor: Andrej Fastovskiy Die Zeitschrift „Cerkovnye Vedomosti“ [zu dt.: Kirchliche Nachrichten], die zwischen 1922 und 1930 erschien, war das erste gedruckte Organ der ROKA. Sie wird von Kirchenhistorikern seit langem als einzigartige Quelle für die Geschichte der Kirche im Ausland geschätzt und zieht noch immer die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf sich. Dies zeigt sich unter anderem in einer neuen Monographie, die der russische Historiker Archimandrit Nikodim (Khmyrov) zur Gänze der Zeitschrift gewidmet hat. [1] Auf den Seiten der „Vedomosti“ ist die Entstehung der Struktur unserer Kirche außerhalb des atheistischen Sowjetstaates festgehalten. Schließlich wurde die erste Ausgabe vom März 1922 noch unter der „Obersten Russischen Kirchenverwaltung im Ausland“ veröffentlicht, während die Zeitschrift ab September 1922 bereits unter dem „Provisorischen Bischofssynod der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland“ und ab Juni 1923 dann unter dem „Bischofssynod der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland" erscheint, die bis heute besteht. Im Gegensatz zu anderen, vielleicht berühmteren Zeitschriften des russischen Auslands, sind die „Vedomosti“ die einzige kirchliche Zeitschrift, die „mit-emigriert“ ist. Tatsächlich erscheint bereits 1888 unter dem Heiligen Synod unter diesem Namen ein vergleichbares Blatt. Die bolschewistische Willkür setzte 1918 der Verlagstätigkeit der Patriarchatskirche ein jähes Ende. Doch schuf die Russische Kirche rechtzeitig Mechanismen zur Erhaltung der kanonischen Kirchenverwaltung. So ermächtigte das Lokalkonzil 1918 in Erwartung seiner Auflösung durch die Bolschewiken seine Mitglieder, die Konzilsarbeit im Rahmen von „kleineren“ Konzilen und Versammlungen weiterzuführen. Infolgedessen wurden zwei solcher Konzile in Gebieten außerhalb des damaligen Einflussbereichs der Sowjets abgehalten: das Konzil von Tomsk in Sibirien (1918) und das Konzil von Stavropol (1919) im Südosten des Landes. Mit der Geschichte des letztgenannten beginnt de facto die Geschichte der ROKA. In Stavropol riefen die Mitglieder des Konzils eine Provisorische Oberste Kirchenverwaltung ins Leben, die bald darauf auf die Krim, dann nach Konstantinopel evakuiert wurde (1920) und schließlich im Reich der Serben, Kroaten und Slowenen Aufnahme fand (1921). Bereits auf der ersten Seite der ersten Ausgabe des Jahres 1922 weist die Redaktion der „Vedomosti“ aus Sremski Karlovci auf diese Kontinuität hin: Die Provisorische Oberste Kirchenverwaltung im Südosten Russlands nahm 1920 auf der Krim die Herausgabe des Kirchenorgans „Kirchliche Nachrichten" wieder auf, welches dem Allrussischen Heiligen Synod unterstellt war. Angesichts der sich entwickelnden politischen Ereignisse und der Räumung der Krim musste dieses Organ jedoch eingestellt werden. In der Sorge um die Herstellung einer lebendigen und geregelten Verbindung zwischen der Obersten Kirchenbehörde im Ausland und den Hirten der Kirchen und der Herde im Ausland, hat es die Oberste russische Kirchenverwaltung im Ausland für gut befunden, die Herausgabe der Zeitschrift „Kirchliche Nachrichten" im Ausland wieder aufzunehmen. [2] Während der gesamten neun Jahre des Bestehens der Zeitschrift wurde die Redaktion von Ekzakustodian Ivanovich Makharoblidze geleitet. Mit seiner Entlassung als Chefredakteur im Jahr 1930 hörte die Zeitschrift auf zu existieren. Dennoch war E.I. Makharoblidze bis zu seinem Tod im Jahr 1960 weiter im Verlagswesen zum Nutzen der Kirche tätig. Insbesondere war er es, der 1951 die Redaktion der Diözesanzeitschrift "Kirchliche Nachrichten der Orthodoxen Kirche in Deutschland" leitete, deren Name auf dieselbe Kontinuität verweist. ❝ In vielerlei Hinsicht haben die vor 100 Jahren veröffentlichten Materialien ihre Aktualität bis heute nicht eingebüßt. In der Tradition der synodalen „Vedomosti“ war die erste Zeitschrift des Synods der ROKA in zwei Teile gegliedert – einen offiziellen und einen inoffiziellen. Der inoffizielle Teil enthielt Artikel von prominenten Hierarchen und Laientheologen, Berichte über die Gräueltaten an Kirche und Volk im Land der Sowjets und vieles mehr, was die Atmosphäre des Emigrantendaseins widerspiegelte – von verschiedenartigen Appellen „an das russische Volk im Exil" mit der Bitte um Spenden für den Bau einer Kirche, deren Gemeinde damals oft unter der Armutsgrenze lebte, bis hin zu bußfertigen und herzergreifenden Gedichten. In vielerlei Hinsicht haben die vor 100 Jahren veröffentlichten Materialien ihre Aktualität bis heute nicht eingebüßt. Deshalb hat die Redaktion des Boten der deutschen Diözese beschlossen, ihre Leser mit Veröffentlichungen von vor 100 Jahren vertraut zu machen. So enthielt die letzte Ausgabe des Boten für das Jahr 2023 die Weihnachtsbotschaft von Metropolit Antonij (Khrapovitcky) aus dem Jahr 1923 an die Herde im Exil, während in dieser Ausgabe „Die Klage des russischen Volkes“ von Metropolit Anastasij (Gribanovskij) aus dem Jahr 1924 abgedruckt wird. In diesem Artikel werden wir versuchen, anhand der Materialien des Synodalblattes zu zeigen, warum es gerade im Jahr 1924 zu einem Bruch in den Beziehungen mit dem Ökumenischen Patriarchat kam, einem Bruch, der in gewissem Maße nie ganz geheilt wurde, und nunmehr durch das schismatische Vorgehen des Ökumenischen Patriarchats in der Ukraine gegenüber der Russischen und der Ukrainischen Kirche auf das Äußerste verschärft worden ist. [3] Zur Geschichte der Beziehungen zwischen der ROKA und dem Patriarchat von Konstantinopel Was ist im Jahr 1924 geschehen, wodurch das Vertrauen der russischen Emigration in das Patriarchat von Konstantinopel unwiderruflich untergraben wurde? Diese Frage stellt sich umso mehr, wenn man bedenkt, dass sich in den Jahren zuvor bereits etliche politische Intrigen angehäuft hatten, die mit denen der Phanar sich ins Leben der verfolgten Russischen Kirche einmischte. Dennoch hielt sich der Synod der Russischen Auslandskirche bis 1924 mit scharfen Äußerungen gegen das Patriarchat von Konstantinopel zurück, das Aufflammen des innerkirchlichen Konflikts vermeidend, zu dem die Politik des Phanar unweigerlich führte. Versuchen wir, den Verlauf einiger Schlüsselereignisse zu rekonstruieren. Athos Die revolutionären Ereignisse und die politische Schwäche des darniedergeworfenen Russlands nutzend, untersagte die „Heilige Verwaltung des Berges Athos“ im Jahr 1919 „von nun an und bis zum Ende der Russischen Revolution“ den russischen Emigranten die Einreise auf den Berg Athos. Vergeblich baten die ausländischen Hierarchen das Patriarchat von Konstantinopel, dem gequälten russischen Volk den Trost eines Besuchs auf dem Heiligen Berg nicht vorzuenthalten. An das Gewissen derjenigen appellierend, die hinter dieser Entscheidung auf dem Phanar standen, erinnerten die Väter des ersten All-Diaspora-Konzils von 1921 daran, dass „die Spenden an die athonitischen Klöster, nicht nur russische, sondern auch griechische, hauptsächlich aus Russland kamen“ und versuchten, dieses Verbot als ein schreckliches Missverständnis darzustellen: Die russischen Flüchtlinge, die den Heiligen Berg besuchen wollen, sind keine Mitwirkenden der Revolution, sondern – im Gegenteil – ihre Opfer. Die Revolutionäre und Bolschewiken haben unter dem oben erwähnten Dekret nicht gelitten, aber es fällt mit seinem ganzen Gewicht auf die armen, aber treuen Glieder der Kirche Christi. Werden etwa die älteren Brüder in Christus, d.h. die höchste Obrigkeit des Ökumenischen Patriarchats und des Athonitischen Rates, den bolschewistischen Schlägen auf die wehrlosen russischen Christen ihre eigenen hinzufügen und sie der Möglichkeit berauben, die wundertätigen Heiligtümer des Berges Athos zu verehren? [4] ❝ Hinter dem Verbot stand das Kalkül, den russischen Einfluss auf dem Athos zu schmälern. Ein Missverständnis lag natürlich nicht vor. Hinter dem Verbot stand das Kalkül, den russischen Einfluss auf dem Athos zu schmälern. Längst offenbar hatten die „älteren Brüder in Christus" ein Auge auf die zahlreichen russischen Besitztümer auf dem Berg Athos geworfen, deren Aneignung nun möglich schien. Vorausblickend sei gesagt, dass bereits Mitte der 20er Jahre die reale Gefahr bestand, das wichtigste russische Heiligtum auf dem Berg Athos – das Kloster des Heiligen Großmärtyrers Panteleimon – zu verlieren. So veröffentlichte das Synodalblatt im Jahr 1926 Archivdokumente, die als „unwiderlegbarer Beweis [...] dafür dienen sollten, dass das Kloster des Heiligen Panteleimon seit 1169 den russischen Mönchen gehört und immer noch als ihr unveräußerliches Eigentum gilt“. [5] Andere ausländische Zeitungen waren weniger diplomatisch: Es scheint, dass es keine Abscheulichkeit, keine Gemeinheit gibt, die sich als christlich bezeichnende Völker, nicht zu begehen bereit sind, wenn es um materielle Vorteile geht, schrieb die Zeitung „Vozrozhdenie" im Jahr 1926 . Jetzt ist klar, dass die Athosklöster, das Erbgut der Jungfrau Maria, nur deshalb nicht früher ausgeraubt und zerstört wurden, weil es vor 1917 russische Gewehre gab, die dies nicht zugelassen hätten. [6] Da die Phanarioten in jenen Jahren keine gewaltsame Inbesitznahme durchführen wollten, blieben sie bei ihrer Politik, die Ankunft von Russen auf den Berg Athos zu verhindern. Und vor den Augen der Zeitgenossen begann der russische Athos buchstäblich auszusterben. Von einst vielen Tausenden von Mönchen, die aus dem Russischen Reich kamen, leben in den 40er Jahren nur noch etwa 180 Mönche auf dem Athos, und das sind v.a. Ältere. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gibt es praktisch keine mehr. Die majestätischen Skiten des Heiligen Andreas und des Heiligen Elias – letztere wurde wesentlich später, im Jahr 1992, dann doch gewaltsam in Besitz genommen – gingen schließlich in den Besitz der Griechen über, in deren Händen sie sich bis heute befinden. Diaspora Am 1. März 1922 erklärte sich die Synode des Patriarchats von Konstantinopel offiziell zum obersten Sachwalter der Geschicke der gesamten sogenannten orthodoxen Diaspora. Von nun an, so der Phanar, müssen sich alle orthodoxen Christen, die außerhalb ihrer historischen orthodoxen Heimatländer leben, zur Lösung aller administrativ–kirchlichen Fragen ausschließlich an ihn wenden. Entwickelt wurde diese Idee ganz im Anfang des 20. Jahrhunderts in den Büros von Theoretikern des Kanonischen Rechts. Inwieweit der Beginn ihrer Durchsetzung zu eben diesem Zeitpunkt einen pastoralen Bezug zur eigenen griechisch-sprachigen Herde hatte, oder inwieweit sie bedingt war durch die Benutzung der Griechen im Sinne geopolitischer Zielsetzungen der Entente nach Abschluss des 1. Weltkriegs – mit den Hauptakteuren in London – bleibt offen. Der Exodus der Griechen aus dem ehemaligen byzantinischen Reich (die sog. Kleinasiatische Katastrophe) fand Ende 1922 statt. Wahrscheinlich ist, dass die Jurisdiktionsansprüche, die die gesamte Diaspora ins Auge fassten, tiefere Wurzeln und weiter gehende Ziele hatten, so dass die Zusammenhänge sowohl mit der Russischen Revolution, als auch mit dem Griechisch-Türkischen Krieg ein Thema für weitere Studien sind. Wie dem sei, als erster Schritt in diese Richtung wurde am 24. März 1922 die sogenannte „Metropolie von Thyateira und Exarchat von West- und Mitteleuropa“ mit Sitz in London gegründet. ❝ Mithin sollten alle Pfarreien aus der Russischen Kirche ausgegliedert werden, einschließlich der Zarenkirchen, die seit Jahrhunderten unter der Jurisdiktion der Russischen Kirche standen. Der Leser ahnt schon, dass mit der Bildung einer Parallelstruktur zur bereits existierenden russischen westeuropäischen Diözese seitens des Phanar Anschuldigungen der Nicht-Kanonizität der russischen Auslandskirchenstrukturen folgen müssen. Nach der Logik des Phanar hatte der westeuropäische Metropolit Evlogij (Georgijevski) die orthodoxen Kirchen in Europa nur provisorisch regieren dürfen – nun war er eben durch das „legitime“ griechische Oberhaupt von praktisch „ganz Europa“ ersetzt worden. Die Bildung der Metropolie von Thyateira bedeutete die Schaffung einer einheitlichen Struktur unter dem Omophorion des Ökumenischen Patriarchats in Westeuropa. Mithin sollten alle Pfarreien aus der Russischen Kirche ausgegliedert werden, einschließlich der Zarenkirchen, die seit Jahrhunderten unter der Jurisdiktion der Russischen Kirche standen. Wie reagierte der Synod der ROKA auf diese unerhörte Anmaßung? Wer außer ihm war schließlich dafür verantwortlich, die Gemeinden im Schoß der Russischen Kirche zu erhalten, die auf grausame Weise von der Synodalkirche, welche sie hervorgebracht hatte, abgeschnitten worden waren? Obwohl von einer Unterordnung der russischen Gemeinden unter den neugeschaffenen Herrscher Europas natürlich keine Rede sein konnte, unterließ es der Synod der ROKA zunächst die Bestrebungen der Phanarioten als eine noch nie dagewesene Neuerung zu verurteilen, vielmehr hüllte er sich in Schweigen. Angesichts fehlender Gegenwehr, sorgte der Metropolit der von den Landkarten längst verschwundenen kleinasiatischen Stadt Thyateira, Germanos (Strinopoulos), für Zwietracht unter den russischen Gemeinden, indem er sich kühn als neuer „rechtmäßiger" Herrscher präsentierte. Schon bald erreichten den Synod der ROKA Briefe von alarmierten russischen Geistlichen. So schrieb beispielsweise Erzpriester N. Popov aus Kopenhagen und bat um Klärung, wie mit dem Metropoliten von Thyateira zu verfahren sei, denn dieser „stiftet bei den Russisch-Orthodoxen in London, wo sich seine ständige Wohnung befindet, und auch bei uns in Kopenhagen, wo er bereits zweimal zu Besuch war, [...] nicht wenig Verwirrung“. [7] Natürlich konnten solche Briefe nicht unbeantwortet bleiben. Erzpriester Popov wurde erklärt, dass die russischen Kirchen dem Metropoliten Evlogij und durch ihn dem Allrussischen Patriarchen Tichon unterstellt seien. Die Antwort an den Priester wurde in den „Vedomosti“ veröffentlicht und eine Kopie an das Patriarchat von Konstantinopel gesandt. Kritik an den Handlungen des Phanar war hier jedoch allenfalls zwischen den Zeilen zu erkennen. Die einschlägige Frage des Erzpriesters, ob die Ernennung von Metropolit Germanos überhaupt „kanonisch rechtens“ sei, ließ der Synod unbeantwortet. ❝ Vorerst sei darauf hingewiesen, dass die russischen Hierarchen zu Beginn der 1920er Jahre allem Anschein nach noch aufrichtig an das Wohlwollen der „älteren Brüder in Christus“ glaubten. Über den Hauptgrund für die Zurückhaltung, mit Konstantinopel in Konflikt zu treten, wird später noch zu sprechen sein. Vorerst sei darauf hingewiesen, dass die russischen Hierarchen zu Beginn der 1920er Jahre allem Anschein nach noch aufrichtig an das Wohlwollen der „älteren Brüder in Christus“ glaubten, die ja den emigrierten Teil der Russischen Kirche zu Beginn von dessen Auslandsdasein bei der Organisation der kirchlichen Angelegenheiten noch unterstützt hatten. Die Kirche von Konstantinopel wurde von Zarenzeit her gewöhnlich als Helferin wahrgenommen, und der Ersthierarch der Auslandskirche, Metropolit Antonij (Khrapovickij), war als grekophil bekannt und machte keinerlei Hehl aus seiner Bewunderung für die Kirche, die den slawischen Völkern die heilige Orthodoxie gebracht hatte. Als beispielsweise die türkische Regierung nach dem von den Griechen verlorenen Griechisch-Türkischen Krieg (1919–1922) beschloss, den Patriarchen Meletij (Metaxakis) von Konstantinopel des Landes zu verweisen, setzte sich das Oberhaupt der ROKA, Metropolit Antonij, entschieden für ihn ein. In seinem – bereits nach den oben beschriebenen Ereignissen verfassten – Brief an den Präsidenten der Lausanner Konferenz verteidigte Metropolit Antonij im Namen des Auslandssynods den Vorrang Konstantinopels vor anderen Bischofssitzen: Sie ist nicht nur eine von vielen kirchlichen Provinzen, schrieb er, sondern wird als ein unabdingbares Element der Fülle der Orthodoxen Kirche betrachtet, als eine Instanz, die nicht nur mit ihrer Diözese, sondern mit der gesamten Orthodoxen Kirche in der ganzen Oikumene verbunden ist, weshalb sie seit dem fünften Jahrhundert als Kathedra des Ökumenischen Patriarchen bezeichnet wird. [8] Darüber hinaus war Metropolit Antonij sogar bereit, dem Patriarchen von Konstantinopel das höchste Appellationsrecht zuzugestehen (wenn auch, im Sinne der Kanones, nur in Bezug auf die Bischöfe), um nur seinem Amtskollegen zu helfen: Es ist besonders wichtig, fuhr er fort , dass er allein das Recht hat, Appellationen von Bischöfen entgegenzunehmen, die mit der Entscheidung lokaler Konzilien unzufrieden sind (IV, 17). In diesem letzten Sinne ist der Patriarch von Konstantinopel der oberste Richter für die orthodoxen Christen aller Länder, und die Abschaffung oder Erniedrigung dieses Apostolischen Stuhls wäre eine tiefe Beleidigung und Niederlage für die gesamte Orthodoxe Kirche. [9] Ist es daher verwunderlich, dass dieser „Ökumenische Patriarch“ und „Oberste Richter aller Christen“ im selben Jahr 1923 ungehindert daran geht, eine weitere Paralleljurisdiktion zu einer seit langem bestehenden russischen Diözese zu schaffen, diesmal in Nordamerika, welches von der Russischen Kirche missioniert wurde, vor allem aber mit denselben monopolistischen Ansprüchen? Auch dem gegenüber wird der Synod der ROKA wieder schweigen. Heute betonen Vertreter des Patriarchats von Konstantinopel bei interorthodoxen Treffen immer wieder, dass der jurisdiktionelle Parallelismus in der Diaspora im Widerspruch zur orthodoxen Ekklesiologie steht und so schnell wie möglich überwunden werden muss. Es irrt sich jedoch, wer glaubt, solchen Aussagen wohne ein bußfertiger Charakter derjeniger, die den ekklesiologischen Parallelismus im 20. Jahrhundert überhaupt erst ins Leben gerufen haben. Im Gegenteil, die Überlegenheit und Willkür des „Ökumenischen Stuhls“ gegenüber anderen Kirchen hat in unseren Tagen ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Separatismus Die Geschichte lehrt, dass der Untergang eines jeden multinationalen Imperiums unweigerlich mit dem Aufkommen zentrifugaler ethnopolitischer Kräfte einhergeht. Ein solches Schicksal ereilte auch das Russische Reich. Die Stärke der Kirche liegt in ihrer Einheit, die durch die kanonische und konziliare Gewährung kirchlicher Autonomie an die dafür reifen Nationalkirchen nur gestärkt wird. So wächst die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ein gänzlich anderes Phänomen bildet der kirchliche Separatismus, der in der Regel mit nationalem Parteigeist und dem Versuch verbunden ist, die Autorität der Kirche für weltliche Zwecke zu missbrauchen. Leider hat das Patriarchat von Konstantinopel im 20. Jahrhundert eine traurige Rolle bei der Förderung eines solchen Separatismus gespielt. In diesem Artikel fehlt der Platz, um ausführlich zu schildern, wie der Phanar sich gegenüber autokephalistischen Bestrebungen verhalten hat, sei es in Georgien, sei es in Polen, Finnland, Estland oder der Tschechoslowakei. All dies fand in den Jahren 1920-1923 des 20. Jahrhunderts statt. Das einzige größere separatistische Phänomen der frühen 20er Jahre, dem Konstantinopel nicht die Türen in die damalige Kirchengemeinschaft geöffnet hat, war der ukrainische Autokephalismus. Heute, 100 Jahre später, kann man mit Sicherheit sagen, dass der Grund dafür ein rein politischer, nicht ein theologischer war, nämlich das Fehlen einer weitreichenden Unterstützung der Autokephalen Bewegung seitens der ukrainischen Behörden zu jener Zeit. Es ist kaum anzunehmen, dass die Briefe, die Patriarch Tichon nach Konstantinopel schrieb und in denen er erklärte, wer Vasilij Lipkovskij ist und woher dieser Selbstgeweihte [samosvjat] seine vermeintliche bischöfliche Würde nahm [10] , von ausschlaggebender Bedeutung waren.  Bekanntlich hat den Phanar nichts davon abgehalten, jene Organisation im Jahr 2018 in die kirchliche Gemeinschaft aufzunehmen, in der Herr Lipkovskij bereits als „Heiliger“ verehrt wurde. ❝ Bekanntlich hat den Phanar nichts davon abgehalten, jene Organisation im Jahr 2018 in die kirchliche Gemeinschaft aufzunehmen, in der Herr Lipkovskij bereits als „Heiliger“ verehrt wurde. Zurück zum Hauptthema unseres Artikels mit der Frage, wie die Führung der ROKA auf die großzügige Unterstützung Konstantinopels für die kirchlichen Gruppen reagierte, die sich mit Hilfe neuentstandener staatlicher Strukturen eigenmächtig aus der Russischen Kirche lösten. Hierzu herrscht auf den Seiten der „Vedomosti“ (zunächst) ein sonderbares Schweigen zu diesem Thema. Dabei wurde die Lage immer bedrückender. In Polen zum Beispiel wurden Hierarchen, die gegen die Autokephalie waren, in Klöster gesperrt oder von der Regierung des Landes verwiesen. Es sei darauf hingewiesen, dass die polnische Autokephalie mit Hilfe von Erzbischof Georgij (Jarushevskij) geschaffen wurde, der einst Mitglied der Kirchenverwaltung im Ausland gewesen war, von ihr aus Serbien nach Bari (Italien) entsandt wurde, sich dann aber auf das polnische Experiment einließ und Italien in Richtung Warschau verließ, wodurch er die Gemeinschaft mit seinen Mithierarchen brach. Bald darauf erschienen in der polnischen Kirchenpresse scharfe Angriffe gegen den Auslandssynod. Erst dann wurde in den „Vedomosti" ein Kommentar veröffentlicht, der zugleich auf die Gründe für das Schweigen der Zeitschrift einging. Die Redaktion schrieb: Wir haben uns nicht auf eine Polemik mit der polnischen Metropolie eingelassen und haben sie und die kirchlichen Angelegenheiten in Polen in unserer Zeitschrift nicht angesprochen. [...] Wir wollten keine Polemik. Wir wollen sie auch in Zukunft nicht und werden sie auch künftig nicht betreiben. Unsere Zeitschrift ist ein rein offizielles Organ, das gelegentlich Artikel mit rein kanonischem und kirchlich-religiösem Charakter veröffentlicht, ohne Debatte und ohne Groll. [11]   Freilich kam es auf den Seiten der „Vedomosti“ auch zu Polemik. Sie konzentrierte sich jedoch auf die Anprangerung der sog. "Lebendigen Kirche" und der „Erneuerer“, die versuchten, die kirchliche Macht in Russland an sich zu reißen. Gleichwohl fand die Zeitschrift ein deutliches Wort in Bezug auf das Vorgehen der neu gegründeten polnischen Ortskirche: „Terror, Gewalt, Gefängnisse zum Wohlgefallen der polnischen Regierung, zum Schaden der wahren Orthodoxie und zur eigenen Verherrlichung“ [12] , so lautete die Schlussfolgerung auf den Seiten der „Vedomosti“. Kein einziges Wort jedoch über den Platz Konstantinopels in der polnischen Intrige. Aus weiteren Veröffentlichungen kann man schließen, dass das offizielle Organ der ROKA sein Bestes tat, um die Handlungen von Konstantinopel in ein positives Licht zu rücken, und ihm Absichten zuzuschreiben, die wahrscheinlich schon damals naiv geklungen haben müssen. So hieß es in Bezug auf die polnische Autokephalie: „Das Ökumenische Patriarchat hat seine Entscheidung über die Polnische Orthodoxe Kirche vollständig von der Entscheidung des Allrussischen Patriarchen abhängig gemacht“ [13] , während Patriarch Tichon der polnischen Autokephalie bekanntlich keinen Segen erteilt hatte aufgrund der Tatsache, dass die Herde ihrer Gläubigen ausschließlich aus Russen, Ukrainern und Weißrussen bestand. In der Zwischenzeit untermauerte das polnische Kirchenministerium die Gründung einer neuen Nationalkirche mit einer Argumentation, die den meisten Lesern aus heutiger Zeit bekannt klingen wird: Die polnische Regierung kann nicht zulassen, dass die orthodoxe Kirche in Polen vom Ausland aus regiert wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Frage der Autokephalie eine politische Frage... Die Abhängigkeit der orthodoxen Kirche in Polen von der Autorität des Moskauer Patriarchen ist gleichbedeutend mit ihrer Unterwerfung unter den Einfluss der russischen Regierung, was die polnische Regierung nicht zulassen kann. [14]   Zulassen konnte das Konstantinopel ebensowenig, aus welchen Gründen auch immer. Die ROKA aber hielt sich zurück. Und manchmal rechtfertigte sie sogar die Vorgehensweise der „älteren Brüder in Christus“. So berichteten die „Vedomosti“ in Bezug auf die Einrichtung einer Paralleljurisdiktion in der Tschechoslowakei durch Konstantinopel nicht als ginge es um eine Alltagserscheinung, sondern rechtfertigten diese auch kanonisch mit Blick auf die 131. Regel [bzw. 117 – Red. ] des Konzils von Karthago, „wonach die Stämme, die von der Kirche abgefallen sind und sich ihr dann wieder angeschlossen haben (in diesem Fall die Karpathorussen [gemeint sind die Unierten – A.F.]), jenem Hierarchischen Stuhl unterstellt sein sollen, dem sie vor ihrem Abfall angehörten.“ [15]   ❝ Zugegeben, es gibt im Kirchenrecht weder den Terminus noch angemessene Strafe für Expropriation. Vielleicht war für die Kirchenväter ein solcher Frevel einfach nicht vorstellbar? Seinen Höhepunkt erreichte der Vorstoß des Phanar 1923 in Bezug auf die Finnische Kirche, der Patriarch Tichon 1921 die Autonomie gewährt hatte. Wie in ähnlichen, oben beschriebenen Fällen wandten sich die neuen finnischen Behörden an den Phanar, um sich von Russland zu distanzieren und ihre nationalen Strukturen zu stärken, nachdem sie zuvor einen verwitweten Priester, Herman Aav, einen ethnischen Finnen, als Kandidaten für den Bischofsstuhl der geplanten, von der Russischen Kirche unabhängigen neuen Finnischen Kirche auserkoren hatten. Nach dem, was dann geschah, scheint Patriarch Meletios zu diesem Zeitpunkt jegliche Scheu verloren zu haben, die kirchliche Landschaft nach eigenen Maßgaben umzugestalten. Am 6. Juli 1923 „bestätigte“ er die Autonomie der Finnischen Kirche, die ihr von Patriarch Tichon gewährt worden war, innerhalb (!) des Patriarchats von Konstantinopel und löste sie damit aus der Russischen Kirche heraus. Zugegeben, es gibt im Kirchenrecht weder den Terminus noch angemessene Strafe für Expropriation. Vielleicht war für die Kirchenväter ein solcher Frevel einfach nicht vorstellbar? Die Geschichte mit der Finnischen Kirche wurde publik nach dem berühmt-berüchtigten „Panorthodoxen Kongress“ (Mai/Juni 1923), auf den weiter unten eingegangen wird, und infolge dessen sich die Beziehungen zwischen ROKA und Konstantinopel spürbar abkühlten. In den „Vedomosti“ fielen die Urteile in dieser Angelegenheit um einiges härter aus: Das Ökumenische Patriarchat hat ohne jegliche Verständigung mit dem Allrussischen Patriarchen, in dessen Jurisdiktion sich die orthodoxe Kirche in Finnland befindet, die maßgebliche Führung der Kirche auf sich genommen, der finnischen orthodoxen Kirche eine weitgehende Autonomie eingeräumt und beschlossen, den Priester Aav zum Bischof von Karelien zu weihen, was auch bereits geschehen ist. [16]  Allerdings kann nicht behauptet werden, dass die Handlungen des Phanar damals vom Auslandssynod als solche verurteilt worden wären. Und wo ist überhaupt jene Instanz, die das Recht hat, über den „Obersten Richter aller Christen“ zu urteilen? Reformismus Von allen Initiativen des Phanar in den 1920er Jahren erlangte der sogenannte „Panorthodoxe Kongress“ die größte und traurigste Bekanntheit. Obwohl die Orthodoxen Kirchen die meisten der auf der Versammlung diskutierten Neuerungen ablehnten, spaltete der von ihm in Gang gesetzte Prozess der Reform des orthodoxen Kalenders die orthodoxe Welt. Und er spaltet sie bekanntlich bis heute. Zwei Bischöfe aus der ROKA nahmen als Beobachter am Kongress teil – Metropolit Anastasij (Gribanovskij) und Erzbischof Alexander (Nemolovskij). Patriarch Meletios (Metaxakis), der während aller Sitzungen auf seinem Thron saß, schlug unter anderem vor, Fasten und Gottesdienste zu reduzieren, einen verheirateten Episkopat einzuführen, Zweitehen für Geistliche zu erlauben und Konstantinopel endlich den Besitz der gesamten Diaspora zuzusichern. Am Ende verließ Metropolit Anastasij die Sitzung aus Protest einfach vorzeitig. Warum aber fuhr der „Weiseste“ unter den Bischöfen – so nannten ihn seine Mithierarchen [vgl. Bote 2/2023 S. 9-23 – Red. ] – überhaupt zu einer Versammlung, wo Fragen erörtert werden sollten, die a priori in die Kategorie antikanonischer Neuerungen fielen? Warum hat er, anstatt Alarm zu schlagen und Patriarch Meletios als Reformer, Zerstörer der kirchlichen Einheit und Eindringling in ganze Territorien der Russischen Kirche anzuprangern, zugestimmt, an dem von Meletios selbst initiierten Treffen unter dessen Vorsitz teilzunehmen, während die Kirchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, sobald sie von der Tagesordnung des Treffens erfahren hatten, sich weigerten, auch nur Vertreter dorthin zu entsenden? Wendet sich nicht eine solche Zusammenarbeit gegen die auslandsrussische Hierarchie selbst, der man vorwerfen könnte, dass sie Konstantinopel in seinen invasiven Bestrebungen, wenn nicht unterstützt, so doch zumindest nicht bekämpft hat? Zu diesem Thema sagt ein zeitgenössischer Historiker: Man sollte nicht vorschnell verurteilen und anprangern – die ausländischen Hierarchen glaubten in jenen Jahren aufrichtig, dass sie mit ihrem Handeln der Kirche im Vaterland helfen würden. Der Preis für die stillschweigende Duldung der Forderungen des Phanar durch die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland waren die Proteste von Patriarch Meletios gegen die Verhaftung des Heiligen Tichon und die Verfolgung der Kirche in Russland. Ein solches Memorandum wurde von Patriarch Meletios am 5. Mai 1922 herausgegeben. Das Dokument verurteilte das verbrecherische kommunistische Regime und rief die Ortskirchen auf, auf ihre Regierungen einzuwirken, um die bolschewistische Verfolgung, diese „Schande unseres Jahrhunderts“, zu verhindern. [17] Es gab in der Tat Gründe für die Annahme, dass Konstantinopel mit der verfolgten Russischen Kirche sympathisierte und sie im Kampf gegen die Erneuerer unterstützen würde. So setzte sich im April 1923 der Synod der Kirche von Konstantinopel für den von Erneuerern-Schismatikern „angeklagten“ Patriarchen Tichon ein, „weil die ganze Orthodoxie (hapasa i orthodoxia) den Patriarchen von Moskau und ganz Russland als Bekenner (homologitin) betrachtet“, worüber siegreich, sogar mit Zitaten aus dem griechischen Original, auf der Titelseite der „Vedomosti“ berichtet wurde. [18]   Wenig später berichtete dieselbe Zeitschrift mit Genugtuung, dass die Gerüchte, das Patriarchat von Konstantinopel würde doch gegen Patriarch Tichon intrigieren und den sowjetischen Vertretern in Konstantinopel nachgeben, unbegründet und vom Patriarchat selbst offiziell widerlegt worden seien. [19]   ❝ Sie weigerten sich zu glauben, dass die „älteren Brüder in Christus“ aus materiellen Gründen mit Halsabschneidern und Verfolgern der Kirche kooperieren könnten. Und so begab sich der weiseste Anastasij zum Orthodoxen Kongress mit dem einzigen Ziel, die Teilnehmer dazu zu bewegen, ihre Stimme zur Verteidigung der verfolgten Russischen Kirche zu erheben. Und tatsächlich – der Weiseste erreichte sein Ziel. Der Kongress verabschiedete einen Aufruf an die gesamte christliche Welt, in der die Erneuerer verurteilt und dazu aufgerufen wurde, „Patriarch Tichon und seine verbündeten Hierarchen und andere Kleriker aus ihren Fesseln zu befreien“, was später der Versammlung positiv angerechnet und wiederum in den „Vedomosti“ publiziert wurde. [20] Der Synod der ROKA nahm indessen eine abwartende Haltung gegenüber den reformistischen Resolutionen des Kongresses ein und schickte die umstrittenen Beschlüsse zur Begutachtung an Spezialisten. So erschienen im Synodalblatt der ROKA Artikel kanonischen und theologischen Charakters, die die Fehlerhaftigkeit der Kalenderreform aufzeigten und auf die Unzulässigkeit der Wiederverheiratung von Geistlichen hinwiesen, auch vom dogmatischen Standpunkt aus. Mit anderen Worten: Die ausländischen Hierarchen erkauften sich die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats für die verfolgte Russische Kirche zu einem relativ niedrigen Preis des Schweigens bezüglich der Politik des Phanar, in dem aufrichtigen Glauben, dass der gottesverachtende Wahnsinn nicht nur nicht ewig, sondern nicht einmal für lange Zeit anhalten kann. Bald wird sich das orthodoxe Russland erheben, und dann wird die Russische Kirche, unbezwungen von inneren Unruhen, eine würdige konziliare Antwort auf bisher unerhörte Herausforderungen geben. Heute ist es zuweilen schwer, die Hoffnungen der Emigranten der ersten Welle nachzuvollziehen. Zum Jahreswechsel 1924 schrieb der Chefredakteur des Synodalblattes: Das siebte Neujahr nach der Revolution wird von einem erniedrigten, zerstörten, zerrissenen, zersplitterten Russland begrüßt – dem orthodoxen Russland, einst mächtig, groß. [...] Aber wir begegnen diesem siebten Neujahr mit bestimmten festen Hoffnungen. Zu Beginn dieses neuen Jahres verspüren wir besondere Symptome, die uns sagen und überzeugen, dass unsere Hoffnungen nunmehr nicht enttäuscht werden. Dass dieses Jahr das letzte Jahr ist, das Ende der Qualen und des Leids der Menschen in Russland und hier in der Emigration. Wir wollen glauben und darauf vertrauen, dass der Kelch der Prüfungen, den der Allmächtige über Russland herabgesandt hat, bis zum Ende ausgetrunken ist und dass das kommende Jahr „ein günstiges Jahr des Herrn“ sein wird. [21] Hätte man diesen Leuten damals gesagt, dass die Gefangenschaft Russlands nicht 7, sondern 70 Jahre dauern würde, und dass dieses „Erbe“ auch 100 Jahre später, also in unseren Tagen, nicht verschwinden würde – sie hätten es nicht geglaubt. Ebenso weigerten sie sich zu glauben, dass die „älteren Brüder in Christus“ aus materiellen Gründen mit Halsabschneidern und Verfolgern der Kirche kooperieren könnten. Wie wir heute wissen [22] , ist es aber genau das, woran der Vertreter des Phanar im Lande der Sowjets bereits jahrelang arbeitete. Erneuerer Wie bereits erwähnt, konnte selbst der unglückselige „Panorthodoxe Kongress“ von 1923 die Beziehungen zwischen ROKA und Konstantinopel nicht endgültig ruinieren. Patriarch Meletios bezahlte für sein modernistisches Abenteuer bald mit seinem Thron. Nachdem mehrere hundert orthodoxe Griechen das Gebäude des Patriarchats buchstäblich gestürmt hatten und den Ökumenischen am Bart packten, ihn herumzerrten und schlugen und dabei lauthals seinen Rücktritt forderten – „Nieder mit Meletios!“ [23] – hielt es der Synod der Kirche von Konstantinopel für angebracht, Patriarch Meletios in den Ruhestand zu versetzen. Nach dem Abgang von Patriarch Meletios machte die Emigrantenpresse vor allem ihn für die Neuerungen in der Kirche von Konstantinopel verantwortlich. Metropolit Antonij (Khrapovitskij) erklärte die Situation mit Meletios' Wunsch, der Anglikanischen Kirche gefallen zu wollen, während selbst diese – so der Metropolit – entsetzt war über die Abkehr des Ökumenischen Patriarchen von der orthodoxen Tradition. [24] Wie dem auch sei, der Sturm schien vorbeigezogen zu sein. Der Ersthierarch der ROKA versicherte sich und seiner Herde, dass der zur Ablösung des Meletios gekommene neue „'Patriarch der Oikumene' Gregorios VII. [(Zervoudakis) – A.F.] eine streng konservative Einstellung hat und [...] es den Erneuerern vor Ort nicht mehr gestatten werde, über die Verzerrung unserer Kirchenregeln herumzuphantasieren.“ [25]   Und in seinem Brief zur Inthronisation von Patriarch Gregorios schrieb Metropolit Antonij: Gott sei Dank! In unserer Zeit des Zusammenbruchs aller Autoritäten in der ganzen Welt und besonders in Russland ist es besonders unerlässlich, dass auf der Kanzel des heiligen Johannes Chrysostomus ein standhafter Hüter der Orthodoxie sitzt, frei von schändlichem Chauvinismus, vielmehr aber von universellem Eifer für die Kirche erfüllt und darüber hinaus die hohen Eigenschaften der Erstgeborenen der Kirche, d.h. der hellenischen Nation, in sich trägt, die von alters her in den Augen aller Christen groß war, nicht nur durch die Vortrefflichkeit ihrer Talente, sondern auch durch ihre weitreichende Verbundenheit mit allen orthodoxen Stämmen, zu denen sie Prediger der Orthodoxie und heilige Bücher in der Muttersprache aller Völker sandte, angefangen bei den Slawen, Georgiern, Syrern und sogar Äthiopiern. Der mit hochtrabenden Adjektiven überhäufte Patriarch regierte etwas weniger als ein Jahr. In dieser Zeit gelang es ihm, 1) den neuen Stil in der Kirche durchzusetzen, 2) öffentlich zu erklären, dass er nur die von der Sowjetregierung anerkannte Kirche in Russland (d.h. die Erneuerer dort) unterstütze, 3) dem heiligen Patriarchen Tichon "brüderlich" zum Rücktritt zu raten (Mai 1924), zugunsten der schismatischen Erneuerer, 4) danach seine Beziehungen zur Patriarchatskirche in Russland abzubrechen und die Gemeinschaft mit dem Synod der Erneuerer aufzunehmen (Sommer 1924), 5) eine Delegation zum zweiten Pseudo-„Lokalkonzil" der Erneuerer zu schicken und 6) von anderen Ortskirchen die Anerkennung des Erneuerungssynods zu verlangen. Und in Bezug auf die ROKA, die sich mit den kirchlichen Wirren in Russland nicht abfinden wollte, drängte der Patriarch, wohl „erfüllt von universellem Eifer für die Kirche", unter Androhung kanonischer Maßregelung Metropolit Anastasij und Erzbischof Alexander in Konstantinopel, 1) die Gemeinschaft mit dem Auslandssynod abzubrechen, 2) die Kommemoration von Patriarch Tichon in den Gottesdiensten einzustellen und 3) keine Anprangerungen der bolschewistischen Kirchenverfolgung in den Predigten von der Kanzel aus zuzulassen. Mehr noch, 1924 wurde zum ersten Mal von Vertretern des Phanar der Vorwurf der Nicht-Kanonizität gegenüber der gesamten ROKA erhoben. Als integraler Teil der Allrussischen Kirche trug die ROKA schweres Leid am Schicksal ihrer Mutter, der Russischen Kirche, weshalb sie auch bereit war, Vielerlei zu tolerieren, nur um irgendwie die Ansätze einer künftigen Wiedergeburt der Kirche Christi in Russland aufrecht zu erhalten. Keinerlei Verrat wurde von den Auslandshierarchen im wortbrüchigen 20. Jahrhundert so streng beurteilt wie die inneren Wirren, die von den Erneuerern in den Jahren schlimmer Verfolgung hervorgerufen wurden. Als nun klar war, dass dieser neugekommene Bewahrer der Orthodoxie nicht etwa nur darauf verzichtet, die erneuerischen Bestimmungen seines Vorgängers aufzuheben, sondern sich sogar beeilt, den jüngeren Brüdern in Christus dadurch den Garaus zu machen, dass er das Erneuerer-Schisma zu legitimieren versucht, da war es mit der Geduld der Auslandsbischöfe vorbei. Danach waren die Beziehungen zwischen den Kirchen nie wieder dieselben. „Treue mit Verrat vergolten“, resümierte die Redaktion der „Vedomosti“ lapidar und pointiert. „Das Ökumenische Patriarchat wird durch sein Verhalten seiner Geschichte schmählichste Kapitel hinzufügen“, prophezeite sie. [26] Und Metropolit Antonij, die griechischen Brüder aufrichtig liebend und zutiefst über sie enttäuscht, wird im Jahr 1925 dem Phanar seinen bewegenden „Schmerzensbrief“ übermitteln. Wenn sich die „Vedomosti“ infolge ihres offiziellen Charakters - so weit als möglich – zurückhaltend und sachlich äußerten, so kann dasselbe von der übrigen Emigrantenpresse nicht gesagt werden. So drückte die Zeitung „Novoje Vremja“ in jenen Tagen auf dem Papier aus, was wohl in den Köpfen und Herzen vieler Emigranten brodelte: Es ist schwer, sich etwas Abscheulicheres vorzustellen als diesen moralischen Fall, wie ihn das griechische Patriarchat vollzogen hat. Es ist die Tat des Judas, aber Judas war doch moralischer als solche Verräter, weil er seinen Verrat nicht ertragen konnte und sich erhängte. Dieser aber möchte glücklich leben und den Platz des Patriarchen Tichon einnehmen. Zumindest berichten die sowjetischen Zeitungen von der Möglichkeit eines solchen Ausgangs. [27] Natürlich wünschten die Bischöfe im Ausland niemandem einen solch schändlichen Tod. Formal kam es damals nicht zu einem Schisma zwischen den Kirchen. Aber von diesem Zeitpunkt an war die Autorität Konstantinopels für den Auslandssynod in seinen Entscheidungen dahin. Folgen „Jede Wolke hat einen Silberstreifen“, besagt das Sprichwort. Die Tatsache, dass die ROKA aufgehört hat, die „älteren Brüder“ mit Ehrfurcht zu behandeln, hatte auch ihre positiven Seiten. Drei Momente seien hervorgehoben: Zum einen wurde das so genannte bulgarische Schisma durch den ausländischen Teil der Russischen Kirche endgültig überwunden. Als die Bulgarische Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sich vom Einfluss des Osmanischen Reiches zu befreien begann, setzte sich auch der Gedanke der Notwendigkeit einer kirchlichen Autonomie durch. Als die Autokephalie schließlich von den Bulgaren unilateral proklamiert wurde, wurde sie nicht nur von der einzigen „legitimen“ Kirche im Osmanischen Reich – dem Patriarchat von Konstantinopel – zurückgewiesen, sondern von Letzterem im Jahr 1872 sogar zu einem „neuen“ häretischen Phänomen erklärt – dem Ethnophyletismus, d.h. der Bevorzugung des bulgarischen Ethnos gegenüber der griechisch-ökumenischen Hierarchie. Der politische Hintergrund dieser Verurteilung war stets für alle klar. Aber aus Respekt Konstantinopel gegenüber verhielten sich die anderen Ortskirchen offiziell zurückhaltend zur bulgarischen Autokephalie. Bis 1924 lautete die Position der ROKA wie folgt: Die Kommunionsgemeinschaft mit bulgarischen Klerikern ist auf allen hierarchischen Ebenen möglich, mit Ausnahme der Bischöfe. Sobald der Synod der ROKA die Politik des Phanar in kirchlichen Angelegenheiten nicht mehr zu berücksichtigen brauchte, wurde die Frage der Anerkennung der bulgarischen Autokephalie sofort positiv gelöst. Dies geschah am 22. Oktober 1924. [28]  Zum anderen wurde Metropolit Anastasij (Gribanovskij) nach den Ereignissen von 1924 von seinem „diplomatischen“ Posten in Konstantinopel freigestellt und ging nach Jerusalem, wo er viel Gutes für die Kirche Christi tat. Nicht nur stärkte und entwickelte er das monastische Leben in der Geistlichen Mission im Heiligen Land, erwarb für sie neue Stätten und bewahrte sie so für künftige Generationen, sondern er setzte sich auch aktiv für die Bewahrung der apostolischen Sukzession in der Jerusalemer Kirche ein, indem er zusammen mit Patriarch Damian (Kasiotis) neue Bischöfe im Jerusalemer Patriarchat weihte, das in jenen Jahren durch eine Zeit großer Prüfungen ging. Doch die wahrscheinlich wichtigste Konsequenz aus diesen Ereignissen war die Entwicklung einer kirchlichen Linie der deutlichen Anprangerung modernistischer Erscheinungsformen in der Weltorthodoxie durch die ROKA: Sie wurden als eine Manifestation desselben Zeitgeistes gewertet, der der Russischen Kirche in der Heimat so sehr zugesetzt hat. Aus heutiger Sicht steht außer Frage, dass die anklagende Stimme der ROKA – zum Beispiel in Bezug auf Ökumenismus, Sophiologie, Sergianismus, die Kalenderfrage oder die Abkehr von der kanonischen Norm – nicht nur eine „Stimme des Rufers in der Wüste“ war. Nicht zuletzt wurde sie auch von denjenigen gehört und ernst genommen, die in der „Erneuerung“ der Orthodoxen Kirche einen Gewinn für das Christentum sahen und deshalb die „störende“ Russische Auslandskirche mundtot machen wollten. Fazit Dieser Artikel wurde in den Tagen der schmerzlich auf Buße ausgerichteten Großen Fastenzeit geschrieben. Jeden Tag beteten wir mit den Worten unseres Trauer Tragenden Fürbitters, des hl. Ephraim des Syrers: „Herr, lass mich meine Sünden sehen und meinen Bruder nicht verurteilen.“ Wieviel Schuld tragen denn die Phanarioten an den verheerenden Nöten, die über die Russische Kirche gekommen sind? „Es muss Ärgernisse geben,“ (Mt 18:7) - lehrt der Heiland. Allerdings folgt auf diese Worte die Warnung des Richters: „Doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt“ (Mt 18:7). Und deshalb: Sind die Menschen, auf die diese Worte zutreffen, nicht zutiefst zu bedauern? Die Gründung der so genannten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ durch Konstantinopel zum Gefallen weltlicher Machthaber und unter Missachtung aller denkbaren und undenkbaren Kanones der Orthodoxen Kirche kann niemanden überraschen, der mit der Geschichte der Kirche des 20. Jahrhunderts vertraut ist. Der Versuch der Phanarioten, das Schisma in der Ukraine zu legalisieren, kann streng genommen nicht einmal als „treulos“ bezeichnet werden. Eher kann man ihn leider als konsequente Weiterentwicklung eines politischen Programms bezeichnen, das in den letzten 100 Jahren unverändert geblieben ist. Muss man ein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Lettland und Litauen (teilweise bereits geschehen), Weißrussland, Kasachstan und viele andere als nächste an der Reihe sind? Mich persönlich erschreckt, wie Christus in Seiner Offenbarung zu einigen Kirchen spricht: Zu der Kirche von Sardes sagt Er: „Dem Namen nach lebst du, aber du bist tot“ (Offb 3:1). Und die „elende, erbärmliche, arme, blinde und nackte“ Kirche von Laodizea, die sich für „reich hält und wohlhabend”, die meint, dass ihr „nichts fehlt”, ist in Gefahr ganz und gar ausgespien zu werden „aus Seinem Mund”(Offb 3:16-17). Aber auch an diese ergeht noch der Ruf, „Buße zu tun” (Offb 3:3.19). Und dann ist da noch die Kirche von Smyrna, die „die Krone des Lebens” erhalten wird, wenn sie nur „treu bleibt bis in den Tod” (Offb 2,10), und die Kirche von Philadelphia, die „das Gebot bewahrt hat, standhaft zu bleiben” und deshalb bewahrt werden wird in „der Stunde der Versuchung, die über das ganze Weltall kommen wird, um die Bewohner der Erde auf die Probe zu stellen” (Offb 3,10). Und ich frage mich: Wo ist in diesem Zusammenhang mein Platz und der meiner Kirche? Postscriptum Eine mir im Geiste nahestehende Person, die den Artikel vor seiner Veröffentlichung gelesen hatte, übersandte mir einen Kommentar dazu. Ich gebe ihn hier wieder, in der Hoffnung, dass er zu einem konstruktiven Dialog beitragen kann. „In den letzten Jahrzehnten ist der Phanar zur Geisel geworden, sowohl seines eigenen Strebens nach einstmaliger byzantinischer Macht als auch der westlichen Politik. Letztere versucht, das Ökumenische Patriarchat für ihre eigenen Zwecke der Beeinflussung der Orthodoxen Kirche zu missbrauchen. Der Phanar wird sich der westlichen Politik der Aufsplitterung der Orthodoxie kaum widersetzen können, da sich das Zentrum seiner Ortskirche de facto in Nordamerika befindet. Wenn er sein Beharren auf dem absoluten Primat in der Orthodoxie aufgibt, werden seine eigenen griechischen Phanarioten rasch mit einem solchen Patriarchen abrechnen. Und indem er den eigenen und fremden Machtspielen folgt, riskiert er seinen Geist und seine Heiligkeit zu verlieren (im russischen Märchen: "gehst du nach rechts, verlierst du dein Pferd, gehst du nach links, findet dich der Tod...”). Allerdings befindet sich auch die Gesamtorthodoxie in einem Dilemma: Verschließt sie die Augen vor den Taten des Phanar verschließt, lässt sie Unordnung zu, stellt sie jedoch Konstantinopel als gierige und machthungrige Karikatur der Kirche dar, findet sie sich selbst in einer Sackgasse wieder, denn nur ein Blinder könnte die wahren Priester, aufrichtigen Gläubigen und Heiligen übersehen, die diese Kirche bis heute hervorbringt, ganz zu schweigen von der reichen kirchlichen Kultur, deren Geringschätzung eine klägliche Verarmung bedeuten würde. Wie also lässt sich ein dritter, rechter Weg finden? Irgendwie, mit Hilfe des Heiligen Geistes und unseres Willens, müsste der Leib der Kirche (oder sein Löwenanteil) zeigen, dass die Politik der Unterwerfung und des Machtstrebens der Kirche fremd ist. Viele Male in der Geschichte der Kirche haben sich das orthodoxe Volk und das Mönchtum erfolgreich gegen die häretischen und oft politisch motivierten Handlungen ihrer Patriarchen gewehrt. Das Vorgehen des Patriarchen von Konstantinopel in der Ukraine und sein Druck auf andere Ortskirchen ruft bereits ernsthaften Widerstand hervor. Wir können hoffen, dass der Phanar früher oder später erkennen wird, dass er in eine Sackgasse geraten ist. Und wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, wie wir aus dieser Sackgasse herauskommen.” [1] Mönchspriester Nikodim (Khmyrov) , Православная Церковь по обе стороны советской границы. Журнал РПЦЗ „Церковные ведомости“ 1922-1925 годы, St. Petersburg 2021. [2] Определения Священного Собора Православной Российской Церкви. О полномочиях Членов Собора 1917-1918 г. 5 (18) Сентября 1918 г. // Cerkovnye Vedomosti 10/11 (1922), S. 7. [3] Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass das Moskauer Patriarchat sich leider dazu entschlossen hat, es den Griechen mit gleicher Münze heimzuzahlen, indem es ein Exarchat auf dem afrikanischen Kontinent gründete, was die Spaltung nur noch vertiefte. [4] Послание Русского Заграничного Церковного Собора во Вселенский Патриархат // Cerkovnye Vedomosti 5 (1922), S. 4. [5] Некоторые исторические справки о русском монастыре Св. Великомуч. Пантелеимона на св. Горе Афонской. (По документам, хранящимся в том же монастыре) // Cerkovnye Vedomosti 13/14 (1926), S. 10. [6] Zeitung „Vozrozhdenie“ vom 7. August 1926, Zitat nach: Andrej Kostrjukov , Русское Церковное зарубежье и Вселенский Престол // Vladimir Vorob ´ev (Hg.) , Из истории взаимоотношений Русской и Константинопольской Церквей в XX веке, Moskau 2017, S. 259. [7] Указ из Временного Архиерейского Синода Русской Православной Церкви заграницей // Cerkovnye Vedomosti 16/17 (1922), S. 2. [8] Письмо митрополита Антония (Храповицкого) президенту Лозаннской Коференции // Cerkovnye Vedomosti 1/2 (1923), S. 1. [9] A.a.O., S. 1-2. [10] Грамота его Святейшества, святейшего патриарха Тихона Московского и всея России, высокопреосвященнейшему Николаю, митрополиту Кессарийскому, местоблюстителю престола вселенского патриарха от 12 (25) марта 1922 г. // Cerkovnye Vedomosti 4 (1922), S. 1-3. [11] О „Вестнике Православной Митрополии“ в Польше // Cerkovnye Vedomosti 1/2 (1923), S. 8. [12] Ebd. [13] Церковная Хроника. О Польской Православной Церкви // Cerkovnye Vedomosti 9/10 (1923), S. 11. [14] Церковная Хроника. О Польской Православной Церкви // Cerkovnye Vedomosti 9/10 (1923), S. 11-12. [15] Церковная Хроника. Глава Православной Церкви в Чехословакии // Cerkovnye Vedomosti 7/8 (1923), S. 9. [16] Церковная Хроника. Православная Церковь в Финляндии // Cerkovnye Vedomosti 19/20 (1923), S. 16. Herman Aav war Oberhaupt der Finnischen Kirche von 1925 bis 1965. [17] Kostrjukov , Русское Церковное зарубежье, S. 266. [18] Постановление Вселенского Патриархата по вопросу о суде над Святейшим Тихоном, Патриархом Московским и всея России // Cerkovnye Vedomosti 7/8 (1923), S. 1. [19] Опровержение Константинопольского Патриархата // Cerkovnye Vedomosti 9/10 (1923), S. 11. [20] Cerkovnye Vedomosti 15/16 (1923), Ss. 4. [21] E. Makharoblidze , Благословиши венец лета благости Твоея, Господи. 1924 г. // Cerkovnye Vedomosti 1/2 (1924), S. 8-9. [22] Aleksandr Mazyrin , Фанар и обновленчество против Русской Православной Церкви // Vladimir Vorob‘ev (Hg.) , Из истории взаимоотношений Русской и Константинопольской Церквей в XX веке, Moskau 2017. [23] Неслыханное насилие над Св. Патриархом Вселенским Мелетием // Cerkovnye Vedomosti 11/12 (1923), S. 10 [24] Metropolit Antonij (Khrapovickij), Друзья познаются в бедах и опасностях // Cerkovnye Vedomosti 1/2 (1923), S. 9. [25] Ebd. [26] За преданность – предательство // Cerkovnye Vedomosti 11/12 (1924), S. 8. [27] Zeitung „Novoe vremja“, Ausgabe vom 18. Juni 1924, Zitat nach: Kostrjukov , Русское церковное зарубежье, S. 280. [28] Kostrjukov , Русское церковное зарубежье, S. 286.

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wir-lassen-uns-nicht-spalten

"Wir lassen uns nicht spalten"

Der Ukraine Konflikt und die Russische Orthodoxe Kirche in Deutschland

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"В ожидании любви весь мир затих." Рождественский спектакль в Штутгарте

"Связи связями... Но никакие связи не помогут сделать ножку маленькой, душу большой, а сердце справедливым," - говорит Лесничий своей супруге, Золушкиной мачехе в конце спектакля. Эти слова - квинтэссенция всей сказки, мысль, которую каждый участник пронёс через своё сердце.          А начиналось всё так... Штутгартский приход каждый год радует своих прихожан рождественским спектаклем. Координатор и постановщик молодёжных спектаклей Ольга Ротер предложила ребятам, которые изъявили желание участвовать в спектакле, несколько пьес на выбор. Юные артисты единогласно проголосовали за сказку "Золушка". Всем казалось, что, так как эта сказка так хорошо знакома каждому с детства, особых сложностей во время репетиций и подготовки возникнуть не должно. Но все оказалось не так просто, как мы ожидали. Подготовка спектакля - всегда трудоёмкая работа, требующая большой отдачи. На этот раз мы к тому же столкнулись со сложными характерами героев. Для того, чтобы их воплотить на сцене, нужно было сначала их понять и принять, а уже потом - попытаться вжиться в роль.          В ноябре и декабре ребята каждые выходные встречались в нашей приходской школе РОЙ и работали. По-настоящему работали. Разучивали тексты и песни, занимались дикцией, артикуляцией, голосом, хореографией.          Многие артисты учатся сейчас в последних классах гимназии и готовятся к выпускным экзаменам. Кто-то профессионально занимается спортом, кто-то - музыкой. И, конечно, то, что ребята всё своё свободное время проводили на репетициях, - это жертва. Но все участники занимаются театром с огромным удовольствием.          Наша постановка основывалась не на классической сказке "Золушка". В основе сценария лежала сказка Евгения Шварца, в которой помимо героев классической сказки живут сказочные персонажи из других произведений. Но даже этой сказки было недостаточно, чтобы дать роли всем желающим. Пришлось додумывать, дописывать, сочинять. Так уже во время репетиций рождались новые идеи и герои. Процесс непростой, но невероятно интересный. В результате все эти неожиданные нововведения обогатили сказку, сделали её ещё более яркой и интересной!          Почему наша молодежь так любит театр? Почему каждый раз, когда в приходе объявляют о подготовке следующего рождественского спектакля, начинается такой ажиотаж? Я много думала об этом, разговаривала со своими детьми, которые ежегодно принимают участие в рождественских постановках. И вот несколько мыслей на этот счёт.          Театр учит. Учит слышать самого себя и других, понимать и принимать свои эмоции, проявлять их таким образом, чтобы окружающие тоже их правильно понимали. Театр лечит. От обид, злости, зависти. Да, да, именно лечит. Вживаясь в роль, окунаясь в жизнь и проблемы своего героя, артист видит свои собственные горести из совсем другой перспективы. И, конечно, театр развивает. Прежде всего, навык общения, который в наше время постепенно утрачивается и поэтому особенно ценен. Общения непосредственного, честного. Развивает такие замечательные качества, как внимательное отношение к близким, доброту, отзывчивость, умение принимать.          Итак, в ноябре начались репетиции. Кажется, ничего сложного. Ребята встречаются и разучивают свои слова и сцены. На самом деле, подготовка наших рождественских спектаклей - отдельный мир. В этой работе принимают участие режиссёры (Ольга Ротер, Дина Праслова, Ольга Иглина), музыканты (Алла Беленькая), хореографы (Анжела Динкевич), преподаватели риторики (Юлия Билбия), декораторы (Мария Кузнецова, Цита Шиндлер, Лариса Бот), костюмеры (Виктория Шиллинг, Татьяна Смолина), художники (Татьяна Неробова), педагоги (Ирина Йеттер)... Целая свита. Почти такая же блистательная, как у нашего замечательного короля.          Король (Николай Кузнецов) был неотразим. Лёгкая импровизация юного артиста придавала ещё больше шарма его сценам. Короля обычно сопровождали Министр бальных танцев (Георг Франк) и Шут (Нина Билбия), а также два охранника Ханс (Йоханнес Ротер) и Генрих (Илья Билбия), само появление которых на сцене вызывало смех публики.          Не менее выразительны были сцены в доме Лесничего (Йоханнес Йеттер). Сам Лесничий и его дочь Золушка (Марианна Неробова) кардинально противопоставляются мачехе (Регина Гугенхаймер) и трём её дочерям (Анастасия Риффель, Ксения Шаф, Евфросиния Кульчинская). Но конечно, не все так однозначно. К примеру, характер сестёр меняется на протяжении пьесы. И меняет его любовь. Лесничий, который в начале спектакля производит впечатление мягкого и слабохарактерного человека, потакающего во всём капризам своей взбалмошной жены, в заключительной сцене проявляет себя, как натура цельная и сильная.          Восторг публики вызвало появление на сцене доброй Феи (Майя Динкевич), крёстной Золушки и ее верного Пажа (Арсений Бурштейн). Наши замечательные декораторы так оформили этот выход, что ощущение чего-то волшебного и удивительного не покидало публику до окончания спектакля.          Юным зрителям особенно полюблись друзья Золушки: Кот в сапогах (Виктория Обчанская) и Мальчик с пальчик (Александр Франк), Звёздочки, Белоснежка (Василиса Разумна) и Гномы, Голуби (София Кайзер, Вероника Бот) и Кучер (Марк Освальд), а также Добрая волшебница (Елена Журавель).          Несколько месяцев репетиций и неделя в театральном лагере принесли невероятные плоды. Публика проживала историю бедной падчерицы, которую угнетает злая мачеха, вместе с артистами. Как менялись лица наших зрителей во время спектакля. Это отразили фотографии, сделанные отцом Ильёй и  владыкой Иовом. Кто-то плакал под трогательные песни Золушки, кто-то ликовал вместе с героями, когда в конце пьесы мачеха была наказана Феей. Кто-то переживал вместе с романтиком Принцем (Лука Билбия), который в один миг потерял свою возлюбленную.          Артисты отлично исполняли свои роли. И музыкальное сопровождение было великолепно. Нашему аккомпаниатору Алле Беленькой помогали на этот раз Фея (скрипка) и Принц (кларнет). Текст заключительной рождественской песни был тоже написан Принцем прямо в лагере.          И, конечно, лагерь. О нём можно было бы написать отдельно, настолько он был насыщенным и полезным. На сцене с героями в течение пьесы происходят некоторые метаморфозы. Сёстры становятся мягче и добрее. Принц взрослеет. То же происходило и с ребятами в лагере. Нет, не только с ребятами. Со всеми нами. Театральный лагерь - это общежитие, где все общее. Совместная молитва, общая трапеза. Участники лагеря вместе убирают дом, готовят, работают, помогают друг другу.          Пребывание в театральном лагере оказывает благотворное влияние на всех участников: и детей, и взрослых. Мы учимся уступать, слушать и слышать, быть внимательными друг к другу. Это нелегко. Но жизнь в лагере всегда бывает наполнена какой-то особой благодатью. Мы собираемся в преддверии Рождества Христова и готовим свой маленький подарок Богомладенцу. Этой мыслью пронизано всё. Это наполняет и даёт силы.          Нам в этом году особенно посчастливилось. Прямо в нашем доме прошла праздничную службу. В субботу вечером и в воскресенье утром у нас служил отец Роман.          Слава Богу за всё! Юлия Билбия Примечание: постановка будет гастролировать в нескольких приходах епархии, в том числе и в Мюнхене и Тюбингене.

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"Всегда готовы помочь": Православные Скауты. Беседа с прот. Иоанном Тронько

"С тех пор, как человек стал обходиться без лошади, он утратил какую-то связь с этим миром, который ему подарил Господь. Но удивительный мир, который подарил нам Господ - очень близко, и мы можем с ним соприкасаться лучше и качественнее, чем обычный житель мегаполиса." Прот. Иоанн Тронько - настоятель храма в честь иконы Божией Матери "Умягчение Злых Сердец" в Киеве и духовник православных скаутов Украины. Он приехал в Мюнхен навестить свою семью, которую вывез сюда во время войны на Украине, в то время как сам продолжает служить в Киеве. Беседу ведет Михаил Владимирович Хотяков в монастыре преп. Иова Почаевского в Мюнхене. Германская епархия Русской Православной Церкви за границей. www.derbote.online

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"Мы держимся вместе!"

Русская Зарубежная Церковь в Германии и война в Украине Восемь лет тому назад началась война на востоке Украины и заставила десятки тысяч людей приехать оттуда в Германию. С тех пор как война ведется по всей стране, их численность резко возросла. Русская православная церковь в Германии для многих беженцев становится причалом и куском родины. Русская православная церковь существует в Германии с XVIII века. Среди ее прихожан всегда были православные русские, украинцы, грузины, сербы, греки, немцы и многие другие. Церковный фонд помощи беженцам и пострадавшим в Украине: Банковские реквизиты: Kirchenstiftung HypoVereinsbank Bonn IBAN: DE20 3802 0090 0003 4461 31 BIC: HYVEDEMM402 Kennwort: Flüchtlinge Ansprechpartner - Philipp Beljaev: +49-163-7799527 http://www.rok-stiftung.de/

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"Православие - выражение Божьего света." Седьмой межправославный день молодежи в Штутгарте.

Вот уже одиннадцать лет Союз православной молодежи (Orthodoxer Jugendbund) организует "День православной молодежи" в Штутгарте. Приглашены молодые люди из всех православных церквей и приходов по всей Германии - греки, русские, румыны, сербы, антиохийцы, немцы и др. Они вместе служат Божественную литургию, знакомятся друг с другом, обмениваются опытом, узнают новое и познают многообразное единство православия. В этом году День молодежи прошел под заголовком "Мы увидели истинный свет - миссия Церкви". После литургии на немецком языке диакон Томас Змия фон Горан (Балинген) выступил с соответствующим докладом, а углгбили мы ему на нескольких мастер-классах по литургике и богословию иконы. Конечно же, заботились и о телесном подкреплении. Румынский православный приход в честь Рождества Христова обеспечил богатый завтрак, обед и ужин, а также напитки, кофе и выпечку для 40 молодых людей. Мы завершили вечер музыкой, пением и веселыми разговорами. Особую благодарность выражаем, прежде всего, организатору протоиерею Михаилу Буку и прихожанам, которые с большим радушием приняли нас уже в седьмой раз, а также молодым людям, которые внесли свой вклад и свои мысли и продолжают это делать. Следующий День молодежи запланирован на 23.09.2023. Приглашаются все желающие. Андрей Лимбергер 24.09.2022 andrej.limberger@roj-deutschland.de

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"Призвание к священству или как искать свой путь." Вопросы к священнику III.

Поиск призвания – каприз или духовная задача? Существует ли призвание к священству? Как отличать верный путь от тупика? Четыре священника Германской епархии делятся своим опытом. Поддержите проект Вестника: Paypal: derboteonline@gmail.com Spendenkonto: Freundeskreis Kloster des hl. Hiob e.V. IBAN: DE04 7002 0270 0038 9177 30 BIC: HYVEDEMMXXX

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"С каждым ребенком рождаешься заново". Беседы с прот. Иоанном Тронько, часть вторая: Детство и Семья

"Здоровое детство состоит из любви родителей. А подростков режут двойные стандарты, которые в наших общинах и семьях, увы, торжествуют." Прот. Иоанн Тронько - настоятель храма в честь иконы Божией Матери "Умягчение Злых Сердец" в Киеве и долголетний духовник православных скаутов Украины. Он приехал в Мюнхен навестить свою семью, которую вывез сюда во время войны в Украине, в то время как сам продолжает служить в Киеве. Беседу ведет Михаил Владимирович Хотяков в монастыре преп. Иова Почаевского в Мюнхене. Германская епархия Русской Православной Церкви за границей.

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"Святая Гора" Швабии

Монастырь преп. Иова Почаевского обрел новое место В историческом замке Зайфридсберг под Аугсбургом создается новая обитель для монастыря преподобного Иова. Братии еще предстоит пройти долгий путь, прежде чем она сможет переехать и начать там новую монашескую жизнь. Нужны будут многочисленные помощники! Счет для пожертвований: Russisch Orthodoxe Diözese Verwendungszweck: "Hiobkloster Schloss" IBAN: DE47 7002 0270 0015 3762 20 BIC: HYVEDEMMXXX PayPal: spenden@hiobmon.org

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