Eine Stellungnahme zur Darstellung des Kaufs von Schloss Seyfriedsberg in der Presse
Von „gegenseitiger kultureller Bereicherung“ sprach der Bürgermeister von Ziemetshausen, Ralf Wetzel, als er am 10. November 2024 als Ehrengast bei der feierlichen Schlüsselübergabe von Schloss Seyfriedsberg an das Kloster des Heiligen Hiob von Počaev das Mikrofon in die Hand nahm. Wie auch die anderen Ehrengäste aus Politik und Kirche richtete Bürgermeister Wetzel seine Willkommensgrüße an rund 500 Gäste, die zum Festakt nach Schloss Seyfriedsberg gekommen waren, die meisten von ihnen Gläubige der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA). Er selbst „glaube an den Heiligen Berg“ von Schwaben, auf dem das künftige Diözesanzentrum entsteht und wohin das einzige Männerkloster der Deutschen Diözese der ROKA umziehen wird. So sprach er vor versammeltem Publikum – darunter Metropolit Mark (Dr. Arndt), Leiter der Diözese und sein Weihbischof Hiob (Dr. Bandmann) sowie zahlreiche Kleriker und Gläubige der Kirche. Kurz zuvor hatte der Landrat der Stadt Günzburg, Dr. Hans Reichhart, das Wort. Auch er äußerte die Überzeugung, dass die Präsenz der Orthodoxen Kirche auf Schloss Seyfriedsberg „das geistige Angebot abrunden“ werde, welches durch den benachbarten katholischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild bereits gegeben sei. Und schließlich kam auch ein Vertreter der Katholischen Kirche zu Wort, Wallfahrtsdirektor Pf. Dr. Michael Menzinger, und sprach, Hermann Hesse paraphrasierend, vom Zauber Christi, „der jedem Anfang innewohnt“. Ebenfalls anwesend, so muss man annehmen, waren zwei Journalisten der Augsburger Allgemeinen Zeitung, Sophia Huber und Holger Sabinsky-Wolf. Zumindest bürgen sie mit ihren Namen für den verstörenden Artikel, der am 12.11.2024 unter dem Titel „Was will die russisch-orthodoxe Kirche im katholischen Bayern?” (so der Titel der Online-Ausgabe) erschien. Nun hat die Zeitung – dies muss man ihr zugutehalten – am Folgetag auch Leserbriefe veröffentlicht. In einem heißt es: „Ihre Berichterstattung ist reißerisch und diffamierend. Sie sät Misstrauen und Angst unter der Bevölkerung und belastet den Beginn des klösterlichen Lebens auf Schloss Seyfriedsberg schwer“. Jedoch, die rassistischen Verleumdungen wiederzugeben, die sich Frau Huber und Herr Sabinsky-Wolf nicht scheuen in den öffentlichen Raum zu werfen, auf sie zu antworten oder sie ernst zu nehmen, macht wenig Sinn. Ihren Artikel enden sie mit der Feststellung, dass Schloss Seyfriedsberg „als passende Fassade dienen könne“ für „Spionage und Einflussnahme“ und auch für „Geldwäsche“ (!) „in höchstem Maße prädestiniert“ sei. Eigentlich sind es der Bürgermeister, der Landrat und die Vertreter des benachbarten Wallfahrtsorts Maria Vesperbild, denen die beiden Journalisten damit Heuchelei gegenüber den Anwesenden und/oder völlige „Naivität“ in Bezug auf die ROKA unterstellen. Vor ihnen hätten sie sich zuallererst zu entschuldigen. Dass sie mit ihren Aussagen die durch Art. 4 Abs. 1 und 2 GG gewährleistete Religionsausübung von rund einer halben Million russisch-orthodoxen Mitbürgern kollektiv infrage stellen und sich dadurch – von Verleumdung und Rassismus abgesehen – strafbar machen, scheinen die Journalisten in Kauf zu nehmen. Uns hingegen erreichen seit Tagen Leserbriefe uns bislang nicht bekannter Personen, die einerseits beunruhigt sind, die sich jedoch andererseits von einer infamen, schlecht recherchierten und die Sensationslust ihrer Leser bedienenden Presse nicht irreleiten lassen. So schreibt uns ein römisch-katholischer Priester aus Bayern: „Mit großer Trauer aber las ich in der ‚Allgäuer Zeitung‘, dass es Stimmen gibt, die Eurer Gemeinschaft nicht wohlwollend sind. Ich schäme mich als Priester dafür und versichere Eurer Gemeinschaft des Gebetes, des wohlwollenden Gedenkens. Auch werde ich mich nicht scheuen, den Menschen meiner mir anvertrauten Herde von Euch und dem russischen Kloster zu berichten.“ Allen anderen, möglicherweise immer noch beunruhigten Menschen, die jetzt nach Aufklärung verlangen, möchten wir sagen bzw. in Erinnerung rufen: Die ROKA ist eine Exilkirche, die sich infolge des Russischen Bürgerkriegs 1920 in Westeuropa aus den geflüchteten Bürgern des zerfallenden Russischen Reiches bildete. Ihr gehören traditionell – und dies hat sich bis heute nicht geändert – Russen, Weißrussen, Ukrainer, Letten, Esten, Georgier, Moldauer und viele andere Vertreter diverser Völkerschaften an. Gerade der Anteil an Ukrainern in der ROKA ist traditionell groß und liegt bei geschätzt 50%. Ihren Beitrag zur Integration dieser Menschen in Deutschland leistet die Russische Kirche seit eh und je – russische Gotteshäuser gibt es auf deutschem Boden seit dem 17. Jahrhundert. Seit 1926 ist die ROKA als Diözese in Deutschland aufgestellt. Seit 1936 hat sie die Körperschaftsrechte und damit einen öffentlichen Auftrag in Deutschland, dem sie nun knappe 90 Jahre nachkommt. Die Körperschaftsrechte wurden nach 1945 sowohl von den Landesregierungen als auch höchstinstanzlich vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Die Loyalität der ROKA zum Grundgesetz steht außer Frage. Jeder, der grundlos etwas anderes behauptet, „nutzt Strukturen der liberalen Demokratie gezielt aus“, um „Desinformation“ und „gesellschaftliche Unterwanderung“ zu betreiben. Aber wozu hat die Augsburger Allgemeine dies nötig? Ist das Furcht und Ekel vor allem Russischen? Haben wir es hier mit banalem Rassismus zu tun? Das Deutschland, welches ich kennengelernt habe, als ich vor 30 Jahren aus der Ukraine in dieses Land kam, ist – Gott sei Dank – darüber erhaben. Aber es liegt an uns allen, dass dies so bleibt. Dr. des. Andrej Fastovskiy Verlagsleiter im Kloster des hl. Hiob von Počaev in München
Von „gegenseitiger kultureller Bereicherung“ sprach der Bürgermeister von Ziemetshausen, Ralf Wetzel, als er am 10. November 2024